Frauen sind schon immer auf Berge gestiegen, nur wurde das wenig dokumentiert. In der Sammlung des Alpinen Museums der Schweiz sind Frauen deutlich untervertreten. Die zweite Ausgabe des «Fundbüros für Erinnerungen» will dies ändern. Die Ausstellung lässt auch aktuelle Berggängerinnen zu Wort kommen, zum Beispiel Martina-Sofie Wildberger. Die Performance-Künstlerin aus Zürich und Genf ist keine Frühaufsteherin, aber wenn das Ziel die Berge sind, hat sie keine Probleme damit, wenn der Wecker um drei Uhr morgens klingelt. Die 36-Jährige geht wahnsinnig gerne in die Berge. Schon als Kind war sie mit ihrer Familie oft in den Bergen, am Wandern, Skifahren und Klettern. Die Gletscher, der Fels und das Eis hingegen waren in ihrer Familie den Männern vorbehalten. Mitte Zwanzig hatte sie dann doch zum Bergsteigen gefunden.
Der Schweizer Alpen Club SAC hat Frauen bis 1980 ausgeschlossen. Martina-Sofie Wildberger empfindet die Bergwelt noch heute als männerdominiert, den Frauen werde weniger Platz zugestanden. Aus diesem Grund hat sie den „feminist alpine club“ mit dazugehörigem hashtag gegründet, ein künstlerisches Projekt für mehr Sichtbarkeit von Frauen am Berg.
«A Woman’s Place is on Top» heisst es auf einem hellblauen T-Shirt in der Ausstellung «Frauen am Berg» im Alpinen Museum. Dieses T-Shirt von der «American Women’s Himalayan Expedition» war in den 1970er-Jahren eine Ansage an die männerdominierten Himalayaexpeditionen. Mittlerweile sind die Clubs wie der Schweizer Alpen Club SAC offen für Frauen, doch gewisse Stereotype halten sich hartnäckig. Martina-Sofie Wildberger wünscht sich, dass Frauenseilschaften nicht mehr belächelt werden und dass der Zugang zum technischen Know-How, das es fürs Bergsteigen braucht, einfacher wird. Das Bergsteigen ist ein weisser Sport ist und das ist schade, sagt Martina-Sofie Wildberger. Auch das Sammlungsprojekt im Alpinen Museum macht deutlich: Wenn man sich kritisch mit Lücken in der Sammlung befasst, werden auch andere Lücken sichtbar – die Geschichten von Bergsteigerinnen waren häufig Geschichten von weissen, gutbürgerlichen Frauen.
Die zweite Ausgabe des «Fundbüros für Erinnerungen» im Alpinen Museum nimmt «Frauen am Berg» in den Blick, im Untergeschoss des Museums werden Objekte und Geschichten dazu ausgestellt. Das Publikum ist eingeladen, Wissen und Erinnerungen zu teilen. Das partizipative Sammlungsprojekt läuft noch bis im Oktober 2023.