Die Schweiz braucht mehr Strom. Bei den Investitionen soll aber sowohl dem Klimaziel Netto Null als auch der Versorgungssicherheit und dem Erhalt der Biodiversität Rechnung getragen werden. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 will der Bund deswegen stärker in die nachhaltige Wasserkraft investieren.
In diesem Zusammenhang treffen unterschiedlichste Interessen aufeinander: Kantonale Energiedirektionen, die Konzessionen erteilen müssen. Umweltverbände, welche durch Neubauten die Biodiversität in Gefahr sehen. Elektrizitätsunternehmen, welche etwas verdienen wollen.
Um eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten hat Energieministerin Simonetta Sommaruga vor anderthalb Jahren den Runden Tisch Wasserkraft ins Leben gerufen. Dieser verabschiedete gestern eine gemeinsame Erklärung, abgestützt und unterschrieben von 12 verschiedenen Akteursgruppen.
Wie im Papier festgehalten, sollen in den nächsten Jahren 15 ausgewählte Wasserkraft-Projekte geprüft werden. Darunter einmal mehr die Erhöhung der Grimsel-Staumauern um über 20 Meter, womit rund 100’000 Haushalte zusätzlich mit Strom versorgt werden könnten. Jahrelang stellten sich Umweltverbände hier quer. Der Diskussion ein vorläufiges Ende bereitet hatte ein Entscheid des Bundesgerichts: Es hiess im November 2020 die Beschwerde von zwei Naturschutzorganisationen gut. Der Kanton Bern habe es unterlassen, in einem Richtplan die beiden Interessen «Naturschutz» und «Stromproduktion» vollständig gegen einander abzuwägen.
Nun ist das Projekt also zurück. Diesmal mit dem Segen der Umweltverbände. «Die Erhöhung der Staumauern steht zur Diskussion», so Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin von Pro Natura Schweiz. Es gehe nun darum, wie die Erhöhung der Staumauern umgesetzt werden könne, dass sie ökologisch so wenig Auswirkungen wie möglich habe und landschaftlich verträglich sei. «Da werden wir mit den Stromversorgern und den Projektierenden an einen Tisch sitzen müssen und das Projekt gemeinsam anschauen», erklärt Schneider Schüttel im Interview.
