Im Gemeinschaftszentrum „Living Room“ im Berner Breitenrain-Quartier wird aktuell die multimediale Installation „Lights on“ der Künstlerin Nicolle Bussien gezeigt. Die Installation erinnert an ein Fotostudio, zu sehen sind drei grosse blitzende Lichter und ein weisses Papier, das von der Decke bis zu Boden reicht. Dazu läuft ein Audiostück, in dem Menschen über ihre Erfahrungen während der Stellensuche sprechen, zwischendrin hört man immer wieder die Stimme einer Fotografin, die die Bewerber*innen auffordert, zu lächeln. Das Publikum der Installation wird eingeladen, seine Eindrücke und persönlichen Erfahrungen auf die weisse Leinwand zu schreiben.
Nicole Bussien, die auch Mitglied des Living Room-Kollektivs ist, hat mehrere Jahre als Porträtfotografin gearbeitet und viele Bewerbungsfotos geschossen. Sie habe dabei verschiedenste persönliche Komplexe ihrer Kund*innen mitbekommen, aber auch mit strukturellen Diskriminierungen wurde sie konfrontiert: Schwangere Frauen, die ihren Bauch nicht auf dem Foto haben wollten, Kundinnen, die ihr Kopftuch fürs Foto ablegten, Personen, die den Wunsch äusserten, ihre Haut aufzuhellen oder Falten zu retuschieren. Nachdem sie ihren Job als Porträtfotografin gekündigt hatte, sprach sie mit verschiedenen Menschen auf Stellensuche und verarbeitete diese Diskriminierungsthematik in der künstlerischen Installation «Lights on». Zur Installation gehört ein halbfiktionales Audiostück, in dem Nicole Bussien die Erzählungen ihrer Gesprächspartner*innen verdichtet und anonymisiert zur Sprache bringt. «Lights on» beleuchtet gesellschaftliche Normen in Bezug auf Bewerbungsfotos und zeigt auf, was es mit Menschen macht, wenn sie diesen nicht entsprechen.
Die Ausstellung «Lights on» kann bis Ende Januar jeweils am Mittwoch von 16.00-20.00 Uhr im Gemeinschaftszentrum «Living Room» an der Moserstrasse 30, 3014 Bern besucht werden. Ausgenommen am 29. Dezember (geschlossen).