Wie in den meisten Kantonen der Schweiz, geht am Montag auch im Kanton Bern die Schule wieder los. Doch es wird ein ungemütlicher Schulstart werden. Angesichts der hohen Fallzahlen werden die Schulen in den kommenden Wochen zahlreiche Ausfälle von Lehrpersonen und Schüler*innen oder gar Schulschliessungen hinnehmen müssen.
Weil eine Rückkehr zum Fernunterricht von den Schulen grundsätzlich abgelehnt wird, haben viele Kantone ihre Schutzkonzepte angepasst und teilweise verschärft. So müssen die Schüler*innen im Kanton Bern und einigen weiteren Kantonen nun bereits ab der 1. Klasse eine Maske tragen. Noch strenger ist lediglich der Kanton Baselland, dort darf das Klassenzimmer nur von denjenigen betreten werden, die zuvor negativ auf Corona getestet wurden.
Doch weshalb ist eine Rückkehr zum Fernunterricht angesichts der schwierigen Situation für die Schulen derart unattraktiv? Franziska Peterhans vom Schweizerischen Lehrerinnen und Lehrerverband (LCH) gibt darauf eine deutliche Antwort: «Wir mussten während dem ersten Lockdown vor zwei Jahren feststellen, dass Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen in dieser Zeit praktisch nichts gelernt haben und die Betreuung zu Hause auch für die Eltern eine zusätzliche Belastung war. Fernunterricht ist für uns aus diesem Grund nach wie vor die allerletzte Option. Dafür liegt uns das Wohl der Kinder zu sehr am Herzen.»
Dennoch dürfte es schwierig werden, den Schulalltag in seiner derzeitigen Form aufrecht zu erhalten. Um grössere Ausfälle oder gar Schliessungen zumindest ein Stück weit ausschliessen zu können, bräuchte es eine schweizweit einheitliche Testpflicht, gibt der Lehrerinnen- und Lehrerverband zu bedenken. «Das fordert der LCH bereits seit Beginn der Pandemie», erklärt Franziska Peterhans. «Leider ist eine kantonsübergreifende Koordination bislang überhaupt nicht gelungen. Viele Kantone und sogar die Gemeinden pochen darauf, dass sie selbst Massnahmen erlassen können. Das ist in einer Pandemie nicht gerade hilfreich.»
Hilfreich dürfte in der aktuellen Situation wohl nur noch eine Massnahme sein, nämlich eine verkürzte Quarantänedauer von maximal sieben Tagen, wie sie in gewissen Kantonen bereits eingeführt wurde. Dem kann auch Peterhans ansatzweise beipflichten: «Eine verkürzte Quarantänedauer ist womöglich ein Teil der Lösung, aber sicherlich noch nicht die ganze Lösung.»