An seiner Sitzung vom Donnerstag diskutierte das Berner Stadtparlament unter anderem den Zusammenschluss von Tagesschulen und Tagesstätten, sogenannten Tagis. Denn obwohl diese beiden Betreuungsangebote einen ähnlichen Namen haben, sind sie grundverschieden. «Tagis richten sich eher an Kinder, die in prekären Verhältnissen aufwachsen», erklärt Nina Wieland. Sie selbst ist Betreuerin in einer Tagi. Sie erklärt weiter, dass Tagesschulen diesen Fokus nicht hätten, darum unterscheidet sich auch der Betreuungsschlüssel von Tagesschule und Tagi. Dieser legt fest, um wie viele Kinder sich eine Betreuungsperson kümmert. In Tagis beträgt der Schlüssel 1:6, in Tagesschulen 1:10.
Mit der von der Stadt entschiedenen Zusammenlegung drohte nun der Schlüssel auf 1:10 anzusteigen. Dagegen wehrte sich Nina Wieland mit weiteren Betreuer*innen. «Wir fordern, dass im neuen Angebot der Betreuungsschlüssel der Tagis, also 1:6 übernommen wird», sagte Wieland. Mit Transparenten und Megafon verschafften Wieland und das Kollektiv „Gruppe für gute Kinderbetreuung“ vor dem Berner Rathaus Gehör.
Im Rathaus teilte zum Beispiels SP-Stadträtin Barbara Keller das Anliegen der Betreuer*innen. Widerstand gab es einerseits von GLP-Stadträtin Corinne Liebi. «Mit einem Betreuungsschlüssel von 1:6 entstehen Mehrkosten von rund 5 Millionen Franken.» Diese müsse die Stadt trotz schlechter Finanzlage selber tragen. Auch FDP-Stadtrat Tom Berger sprach sich gegen einen Schlüssel von 1:6 aus, ebenfalls wegen den verursachten Kosten.
Die Voten dagegen wurden aber überstimmt. Die Mehrheit der Stadträt*innen sprach sich für einen Betreuungsschlüssel von 1:6 aus beim neuen, zusammengelegten Angebot. So, wie es Nina Wieland und das Kollektiv vor dem Rathaus forderten.