Während sich die Berner Kantons- und Stadtregierung grundsätzlich hinter das Ausbau-Projekt des Autobahnanschlusses Bern-Wankdorf vom Bundesamt für Strassen ASTRA stellen, gibt es auf auf lokaler Ebene zunehmend Widerstand, vom Grünen Bündnis, vom Verein Spurwechsel, im betroffenen Nordquartier, aber auch von den Personen und Vereinen, die dem neuen Autobahnanschluss Bern-Wankdorf weichen müssen.
Unter den Personen, die aufgrund der geplanten Velobrücke über die Autobahn ihre Räumlichkeiten verlieren, ist der Berner Künstler Matthias Schmid. Seit über 10 Jahren ist er in einem der alten Holzgebäude an der Bolligenstrasse eingemietet. Nicht nur aus finanziellen Gründen sei dieser Ort für ihn quasi unersetzlich, sagt Schmid. Als Eisenplastiker sei er auf einen riesigen Materialfundus angewiesen, welcher mehrere Tonnen wiege, weshalb es für ihn unmöglich sei, sein Atelier für Zufallsforschung von einer Zwischennutzung in die nächste zu verlagern.
Auch für das Pfadiheim Nydegg werde es sehr schwierig, in der Umgebung einen alternativen Standort zu finden, sagt Daria Egloff, Vizepräsidentin des Vereins Nydeggheim.
Gegen das Autobahnprojekt engagiert sich auch Michael Ruefer, Vorstandsmitglied des Vereins Spurwechsel und Ex-Vorstand der Quartierkommission Dialog Nordquartier.
Als Berner Stadtrat der Grünliberalen und Mitglied der Verkehrskommission hat sich Ruefer intensiv mit dem geplanten Ausbau des Autobahnanschlusses auseinandergesetzt. Und er stützt die Meinung der Kommissionsmehrheit, wonach das ASTRA-Projekt derzeit noch viel zu viele Fragezeichen beinhalte.
Das Bundesamt für Strassen ASTRA will mit dem Ausbau den Verkehrsfluss und die Sicherheit im Grossraum Bern optimieren. Der Ausbau sei notwendig, um das wachsende Verkehrsaufkommen zu bewältigen und je weniger Stau es auf Autobahnen und Nationalstrassen gäbe, desto mehr würden Haupt-, Neben- und Quartierstrassen entlastet.
Diesen Prognosen kann Ruefer wenig abgewinnen. In aller Regel würden mehr Strassen auch mehr Verkehr bedeuten. Die Prognosen bezüglich der Verkehrsentwicklung des ASTRA bezeichnet Ruefer als Blackbox.
Zudem wünscht er sich, dass insbesondere in einer rotgrünen Stadt wie Bern bei Autobahnprojekten die Klima- und Nachhaltigkeitsfrage wesentlich stärker gewichtet wird.
Weiter kritisiert er die geplante Velobrücke über die Autobahn, welche zu steil und zu schmal sei, um wirklich funktionstüchtig zu sein. Die Stadt habe sich hier auf einen schlechten Deal eingelassen, so Ruefer. Und nicht zuletzt kritisiert er auch, diesmal im Einklang mit der Stadtregierung, dass die Baumalle entlang der Bolligenstrasse dem Ausbau zum Opfer fallen wird.
Gern hätten wir mit Verkehrsdirektorin Marieke Kruit über die Gründe gesprochen, warum sich die Berner Stadtregierung grundsätzlich hinter das Ausbau-Projekt stellt. Vor nächster Woche will sich Kruit hierzu jedoch nicht äussern.
Die Vernehmlassung für den Ausbau des Autobahnanschlusses Bern-Wankdorf endet morgen Donnerstag, 24. Februar 2022. Gemäss Fahrplan des Bundesamtes für Strassen ASTRA sollen die Bauarbeiten im Wankdorf im Jahr 2026 beginnen.