Bis anhin wurde der Tiefseeboden auf der Suche nach Profit weitgehend verschont. Doch der Tiefseebergbau, also der Abbau von Material in rund 5000 Meter unter dem Meeresspiegel, könnte einen Beitrag leisten zur nachhaltigen Versorgung mit Rohstoffen, sagen Industrievertreter*innen. Denn im Tiefseeboden würden verschiedene Rohstoffe liegen, die die Elektroindustrie brauche, beispielsweise zur Herstellung von Handys und Computern.
Umweltorganisationen warnen vor den schwerwiegenden Folgen. Durch den Tiefseebergbau würde ein Ökosystem erschlossen, welches bisher nahezu unberührt sei, sagt Iris Menn, Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz. Dabei würden nicht nur diejenigen Organismen leiden, zerstört oder getötet werden, die im Boden selbst leben, sondern es würden auch sogenannte Sedimentfahnen entstehen: Dichte Wolken aus feinen Partikeln, welche freischwimmende Meereslebewesen beeinträchtigten, vor allem solche, die Nahrung aus dem Wasser filterten.
Schweizer Akteure haben bereits Interesse gezeigt, sich im Tiefseebergbau zu betätigen. «Die Schweizer Firma Allseas rüstet Schiffe aus für den Tiefseebergbau. Und Glencore besitzt Anteile an einer Firma, die sehr intensiv am Bergbau interessiert ist und auch massiv Lobbyarbeit macht, damit die Lizenzen für diesen Bergbau bald vergeben werden», so Menn. Anscheinend mit Erfolg, denn die internationale Meeresbodenbehörde ISA, welche die Nutzung des Meeresbodens reguliert, habe angekündigt, dass sie Mitte 2023 die ersten Lizenzen für den Abbau vergeben werde.
Noch bis zum 18. März verhandelt die UNO in New York über ein internationales Abkommen zum Schutz der hohen See. «Wir hoffen, dass ein ambitioniertes Abkommen dort beschlossen wird. Aber wir brauchen als aller erstes ein Moratorium für den Tiefseebergbau», betont Menn. Die offizielle Schweiz habe bis dato zwar noch kein Interesse gezeigt für Unternehmen mit Sitz in der Schweiz Lizenzen zu beschaffen. Gleichzeig habe sie sich aber auch nie für ein Moratorium des Tiefseebergbau eingesetzt, kritisiert die Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz.