Es ist offensichtlich ein politisches Urteil: Der Bürgermeister des italienischen Städtchens Riace muss für 13 Jahre ins Gefängnis, weil er Geflüchteten eine neue Heimat bot. Domenico Lucano, genannt «Mimmo», hat während seinen 14 Jahren als Bürgermeister Hunderte Migrant*innen nach Riace geholt, ihnen Arbeit vermittelt und so dem sterbenden Städtchen neues Leben eingehaucht. «Es war ein schöner Anblick. Sie müssen sich dieses Dorf vorstellen, das plötzlich wieder zum Leben erwacht. Kleine Läden öffneten, die Plätze waren plötzlich wieder belebt. Die Menschen konsumierten und kurbelten so die Wirtschaft an. Es gab wieder Dienstleistungen in Riace», führt Federico Dolce aus, Sprecher der Bewegung Diem25.
Doch bald kam Gegenwind auf. Erst wurde Lucano 2018 unter Hausarrest gestellt, vergangenen September folgte dann das Urteil. Mit seiner Gastfreundschaft habe Lucano dazu beigetragen, dass Italien von Migrant*innen bevölkert werde, argumentierten die Richter, und erhöhten das von der Staatsanwaltschaft geforderte Strafmass von 6 auf 13 Jahre. Lucano habe Schwachstellen in einem von Ausgrenzung geprägten System aufgezeigt, erklärt Dolce die Härte der Justiz. «Er musste gestoppt werden, weil er die Migrationspolitik Italiens in Frage stellte».
Lucano ging gegen das Urteil in Berufung. Die «Free Mimmo»-Kampagne fordert Freispruch auf ganzer Linie. Das Urteil sei absurd, oft ergebe sich nicht mal bei Totschlag eine solch hohe Strafe, empört sich Federico Dolce und verweist auch auf die laufende internationale Petition, unter anderem zu Handen der italienischen Justizministerin.
