Nach der Niederschlagung der Proteste im Zuge der Wahlen 2020 wurde es ruhig um Belarus. Doch noch immer ist Machthaber Alexander Lukaschenko an der Spitze des Landes, die Unterdrückung jeglicher Opposition geht weiter. Schon die leiseste Kritik führe zu Hausdurchsuchungen und Verhaftungen, beispielsweise das Tragen der weiss-rot-weissen Flagge der Protestbewegung. Katleen De Beukeleer von ACAT Schweiz berichtet mit Berufung auf die belarussische Menschenrechtsorganisation Viasna von über 1000 politischen Gefangenen und 5000 Beschwerden wegen Folter und Misshandlung.
Zum Kampf gegen das Regime kam mittlerweile auch die Opposition gegen den Ukrainekrieg hinzu. «Es gibt eine grosse Antikriegsbewegung in Belarus», so De Beukeleer. Es würden beispielsweise Eisenbahnen sabotiert, welche russisches Kriegsmaterial an die ukrainische Grenze transportieren sollen. Der belarussische Autor Alherd Bacharewitsch habe die Rolle Belarus‘ im Ukrainekrieg folgendermassen beschrieben: «Es wäre, wie wenn man einen Schwerverletzen aufheben würde und beginnen würde mit seinem Kopf die Türe des Nachbarn einzuschlagen».
Um auf die Situation von Inhaftierten in Belarus aufmerksam zu machen, lancierte ACAT eine Petition zu Handen des belarussischen Generalstaatsanwalts. Darin fordert die Menschenrechtsorganisation die sofortige Freilassung von zwei Belarussen, die beispielshaft für die Vorkommnisse im Land stehen. Der eine hatte sich in einer Gewerkschaft engagiert, der andere wurde im Zuge der Proteste verhaftet, obwohl er gar nicht daran teilgenommen hatte.
