Begleitet von Protesten fand gestern in Zug die jährliche Aktionärsversammlung von Glencore statt. Der Schweizer Rohstoffkonzern versucht seit Monaten sein Image aufzupolieren, mit einer Kampagne, die der Blick als «Durchsichtiges Ablenkungsmanöver» bezeichnete: Glencore setze sich gegen Ungleichheit ein, Glencore bekämpfe die Ursachen von Kinderarbeit, Glencore schaffe neue Berufsperspektiven für Frauen in Peru. Und vor allem: Glencore treibe die nachhaltige Mobilität voran und helfe, den Klimawandel zu stoppen.
Doch trotz PR-Maschinerie, der Name Glencore steht noch immer für Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung auf der ganzen Welt. Letztes Beispiel: Im Januar kaufte der Konzern sämtliche Anteile der Kohlemine El Cerrejón in Kolumbien. Es ist der grösste Steinkohletagebau Lateinamerikas.
Um die Mine weiter auszubauen liess Glencore sogar einen Fluss umleiten. Gegen dieses Vorgehen gingen die Anwohner*innen vor das kolumbianische Verfassungsgericht und gewannen, das Gericht ordnete das Einstellen der Arbeiten an. Daraufhin verklagte der Schweizer Konzern das ganze Land Kolumbien vor dem Schiedsgericht der Weltbank. «Das Beispiel zeigt sehr eindrücklich, welche Macht ein Konzern wie Glencore hat. Er kann einfach einen Staat verklagen, wenn ihm ein Gerichtsurteil nicht passt und so auch die Entscheidungsfindung und politischen Prozesse in Kolumbien mit beeinflussen und grossen Druck ausüben», kritisiert Seraina Patzen von der Koalition für Konzernverantwortung. Noch laufe das Verfahren vor dem Schiedsgericht, derzeit würden drei passende Richter*innen gesucht.
Im Gegensatz zu Ländern wie Norwegen und Deutschland kennt die Schweiz noch immer keine Gesetze für Konzernverantwortung. Der Fall El Cerrejón zeige einmal mehr auf, wie nötig solche Regelungen wären, betont Patzen. Damit multinationale Unternehmen mit Sitz in der Schweiz auch im Ausland keine Menschenrechte verletzen und die Umwelt nicht zerstören.
Morgen Samstagabend findet im Alpinen Museum Bern eine Veranstaltung der Koalition für Konzernverantwortung statt. Mit dabei ist u.a. eine kolumbianische Anwältin und ein Vertreter der lokalen Gemeinschaft. Sie sprechen über den jahrzehntelangen Kampf gegen die Glencore Kohlemine Cerrejón und über das umstrittene Instrument der Investitionsschutzklagen.