Wenn man durch das Zentrum von Ramallah läuft, sieht man eine lebendige Stadt, mit Marktständen, flanierenden und lachenden Menschen. Doch der Schein der Normalität mag trügerisch sein. Palästina ist ein besetztes Land, welches auch Theaterschaffenden das Leben sehr schwer macht.
Die palästinensische Schauspielerin Yasmin Shalaldeh kennt das aus eigener Erfahrung.
Wer ein Theaterstück besuchen möchte oder selber eine Aufführung hat, muss grundsätzlich viel Zeit für Checkpoints einrechnen, manchmal müssen Aufführungen im letzten Moment abgesagt werden, wegen Anschlägen oder weil die Armee das Gebiet besetzt.
Neben den «alltäglichen» Schwierigkeiten kommt hinzu, dass die Wirtschaft des Westjordanlands von der israelischen Wirtschaft abhängt. Die Regierung im Westjordanland versuche Kunst und Kultur zu unterstützen, habe aber natürlich andere Prioritäten, sagt Shalaldeh. So müssen Theaterschaffende oft Stipendien bei der EU oder anderen Ländern beantragen, wobei der Aufwand immens und die Vorgaben oft sehr einschränkend seien. Seit kurzem verlange die EU die Unterzeichnung eines Papiers, dass keine Personen am Projekt beteiligt sind, die selbst oder deren nahe Familienangehörige jemals im Gefängnis waren. Gemäss Shalaldeh kann diese Vorgabe kaum jemand in Palästina erfüllen.
Politische Themen dürften auf der Bühne grundsätzlich nicht zur Sprache kommen und auch bei sozialen Themen ist aufgrund der mehrheitlich konservativen, palästinensischen Gesellschaft Vorsicht geboten. Shalaldeh berichtet von vielen Kolleginnen aus der Schauspielschule, welche eine andere Ausbildung in Angriff nehmen mussten, weil ihre Eltern es nicht ertrugen, dass die Töchter auf der Bühne ausgestellt sind.
Anfangs Juni ist Yasmin Shalaldeh auf der Bühne in der Grossen Halle in Bern zu sehen. Sie ist Teil der schweizerisch-palästinensischen Koproduktion Gilgamesh. Origin.
Im Zentrum des Stückes steht das älteste, niedergeschriebene Epos der Menschheit «Gilgamesh».
Mitbeteiligt an «Gilgamesh. Origin» ist auch die Dramaturgin Magdalena Nadolska. Sie hat mit Yasmin Shalaldeh über die Herausforderungen für palästinensische Theaterschaffende im Westjordanland gesprochen: