Manche griechischen Inseln würden eigentlich der Türkei gehören – Mit solchen Äusserungen provozierte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan vor einigen Tagen. Inseln wie Kos oder Samos liegen in Sichtdistanz vor der türkischen Küste. Erdoğan behauptete, dass dort stationierte, griechische Truppen eine Gefahr für das türkische Volk seien.
Archäologische Funde zeigten, dass Griechinnen und Griechen schon seit Jahrtausenden die Inseln bewohnen würden, erklärt der Türkeiexperte und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Savas Genc. Auch in der internationalen Gemeinschaft ist unbestritten, dass die Inseln in der Ägäis zu Griechenland gehören. Dem türkischen Präsidenten gehe es jedoch gar nicht darum, den Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern tatsächlich zu ändern, einen militärischen Angriff hält Genc für ausgeschlossen.
Erdoğan brauche jedoch Konflikte. Einerseits um den Nationalismus zu verschärfen und sich so die Unterstützung von Nationalist*innen und Islamist*innen zu sichern, andererseits um die Wahlen vom kommenden Sommer unter Ausnahmezustand durchführen zu können. Somit würde der amtierende Präsident den Wahlprozess mit Hilfe des Militärs und der Polizei kontrollieren können, analysiert Genc.
«Erdogans Team kontrolliert 90 % des türkischen Fernsehen. Jeden Tag sendet dieses Verschwörungstheorien, dass das Militär auf den griechischen Inseln schwer bewaffnet sei, dass es eine Bedrohung darstelle für die Türkei», so Genc. Erdogan habe rund 30 % der Bevölkerung hinter sich. Diese Anhänger*innen glaubten, dass alle anderen Länder täglich damit beschäftigt seien, Pläne gegen die Türkei und deren Präsidenten zu schmieden.
Genç betreibt einen türkisch-sprachigen Youtube-Kanal mit knapp 100’000 Followern, auf welchem er neuste Entwicklungen in der Politik kommentiert.