Seit Jahren herrscht Dürre am Horn von Afrika. Ernten fallen aus, Nutztiere verenden. «Haben unsere Tiere nichts zu essen, sterben auch wir. Die Prosopis kann uns retten», erklärte Unternehmer Guleed Ahmad gegenüber Klaus Petrus. Der Reporter und Fotojournalist besuchte kürzlich Somaliland, ein Teil von Somalia, dessen Unabhängigkeit von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wird.
Die invasive Prosopis juliflora stammt ursprünglich aus Mittelamerika. Ihre Präsenz in Afrika ist von Menschen verschuldet. Sie ist unglaublich dürreresistent, denn ihre Wurzeln reichen bis tief ins Erdreich. «Selbst wo nichts mehr wächst, wächst die Prosopis», beschreibt Klaus Petrus. Die Pflanze breite sich in einem rasanten Tempo aus, sie überwuchere mittlerweile weite Teile Somalilands und der umliegenden Länder. Ihre Blätter sind ungeniessbar, die Dornen verletzen die hungernden Schafe, Ziegen und Kamele, die sich gleichwohl an ihr zu schaffen machen. Die reifen Schoten sind stark zuckerhaltig, was bei den Nutztieren zu Karies und Zahnausfall führt.
Doch wenn man die proteinreichen Schoten zu Mehl verarbeitet, habe die Pflanze das Potenzial den weitverbreiteten Hunger zu linden. «Guleed Ahmad hat ausserhalb von Hargeisa, der Hauptstadt von Somaliland, eine Bäckerei davon überzeugt, aus dem Mehl der Prosopisschoten Brot zu machen. Aber noch wichtiger: Aus diesem Mehl kann man eine Art Paste machen und daraus Tierfutter», so Petrus. Es gäbe Feldstudien, die zeigten, dass die Nutztiere innerhalb kürzester Zeit an Gewicht zulegten und auch die Milchproduktion zunähme.
Was jedoch fehle, seien Investitionen in Infrastruktur, die die Prosopis verarbeiten könnte, beispielsweise Mühlen. «Wenn es den Tieren schlecht geht, dann müssen auch die Menschen hungern», betont Petrus. Wenn es jedoch gelingen würde, besser zu den Tieren zu schauen, dann profitierten auch die Menschen am dürregeplagten Horn von Afrika.
Eine Reportage aus Somaliland findet sich in der aktuellen Ausgabe des Strassenmagazin Surprise.