Gemäss Schätzungen des Berufsverbandes des Pflegepersonals SBK steigen über 300 Pfleger*innen pro Monat aus und wechseln den Beruf. Der anhaltende Exodus verursacht für das verbleibende Pflegepersonal noch mehr Stress, Leistungsdruck und Überzeiten.
Die Versorgungskrise im Gesundheitswesen spitzt sich rasant zu. Gleichzeitig harzt es bei der Umsetzung der vom Stimmvolk letzten November deutlich abgesegneten Pflegeinitiative.
Nach Annahme der Initiative hatte man sich darauf geeinigt, die Forderungen der Initiative in 2 Etappen umzusetzen. Das 1. Paket umfasst eine Ausbildungsoffensive für die nächsten 8 Jahre. Diesem Paket hat der Ständerat kürzlich einstimmig und diskussionslos zugestimmt. Es ist nun beim Nationalrat hängig.
Gleichzeitig harzt es bei der Umsetzung des 2. Pakets, welches Verbesserungen der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals beinhalten soll. Migmar Dhakyel, Zentralsekretärin und Bereichsleiterin Gesundheit bei der Gewerkschaft Syna kritisiert, Bund und Kantone würden sich gegenseitig die Verantwortung zuschieben und damit die Umsetzung der zentralen Forderungen der Initiative blockieren.
Der Berufsverband des Pflegepersonals und die Gewerkschaften Syna, VPOD und Unia fordern nun die Umsetzung von 5 Sofortmassnahmen, um den Pflege-Exodus zu bremsen. Unter den Forderungen sind etwa deutliche Lohnerhöhungen oder eine Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn, mindestens 5 Wochen Ferien und eine Erhöhung der Zulagen und Zeitgutschriften. Die grosse Mehrheit der Pflegefachkräfte sind Frauen. Deshalb brauche es auch Zuschüsse für familienergänzende Kinderbetreuung, weil Kitas oder andere Betreuungsangebote in der Nacht und an den Wochenenden nicht zur Verfügung stehen, betont Migmar Dhakyel.
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verliehen und die Politik zur raschen Umsetzung der Pflegeinitiative zu bewegen, planen die Pflegefachkräfte am 26. November 2022, am Jahrestag der Annahme der Pflegeinitiative, einen Aktionstag auf dem Bundesplatz.