Mehr und mehr Vogelarten verstummen für immer. Über 180 Vogelarten sind gemäss dem jüngsten Bericht State of the World’s Birds 2022 von BirdLife International bereits ausgestorben. Gleichzeitig nimmt auch die Zahl der Vogelbestände rapide ab. Jede achte Art weltweit steht mittlerweile auf der roten Liste, heisst sie ist gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Für die rapide Abnahme der Vogelbestände gibt es viele Gründe – fast alle sind vom Menschen verursacht. Zu den wichtigsten Treibern gehört gemäss Bericht die Landwirtschaft. Immer mehr Brachflächen verschwinden, immer mehr Wälder werden abgeholzt, für Ackerland oder die Nutztierhaltung.
Besonders lang ist diese rote Liste der gefährdeten Arten auch in der Schweiz. Ganze 40% der Brutvögel stehen darauf, und weitere 20% der Vogelarten sind potentiell gefährdet, sagt Stefan Bachmann von BirdLife Schweiz.
Weil Vögel wichtige Gradmesser für den Zustand der Biodiversität sind, hat der aktuelle Bericht über den grossen Artenschwund bei den Vögeln eine zusätzliche Brisanz. Einerseits sind Vögel sehr gut erforscht, und andererseits lassen sich aus den Vogelbeständen zum Beispiel Rückschlüsse auf den Zustand der Insektenbestände ziehen. Sehr viele Vögel sind Insektenfresser und wenn sie keine Nahrung mehr finden, verlassen sie die Gebiete.
Anfangs Dezember findet im kanadischen Montréal die UN-Weltnaturkonferenz statt. Eigentlich sollte dort ein globales und verbindliches Biodiversitätsabkommen verabschiedet werden. Zur Debatte steht unter anderem, den Pestizideinsatz zu beschränken und 30% der Fläche von Land und Meer unter so genannt «wirksamen Schutz» zu stellen.
Zu Beginn setzten Umwelt- und Naturschutzorganisationen grosse Hoffnungen in diese Konferenz, Vergleiche zum historischen Klimaabkommen von Paris wurden gezogen.
Inzwischen aber laufen die Vorverhandlungen sehr schwierig, womit ein grosser Wurf in weite Ferne zu rücken droht. Stefan Bachmann von Birdlife Schweiz wiederholt, was immer mehr Organisationen und Wissenschaftler*innen immer eindringlicher betonen: Die Klima- und die Biodiversitätskrise müssten gemeinsam angegangen und bekämpft werden. Beide seien enorm dringend und wichtig, und deshalb könne man nicht die eine gegen die andere ausspielen.