Flüchtende sicherer und schneller in die Schweiz aufzunehmen: Dafür haben sich in den letzten Jahren verschiedene Schweizer Organisationen und Gemeinden der Schweiz stark gemacht. Gefordert werden sogenannte komplementäre Zugangswege zur Schweiz. Es handelt sich dabei um sichere und geregelte Wege für die Aufnahme Geflüchteter. Das Staatssekretariat für Migration, kurz SEM, hat dazu eine Analyse in Auftrag gegeben, und kam dabei zu einem positiven Fazit: Die zur Verfügung stehenden Mittel wie Resettlement-Programme, das humanitäre Visum oder der Familiennachzug würden gut angewendet.
Dieser Einschätzung widerspricht die Schweizerische Flüchtlingshilfe. Das SEM zeichne ein zu positives Bild von der aktuellen Situation bei der Umsetzung des humanitären Visums und des Familiennachzuges. Das humanitäre Visum ermöglicht es, Einzelpersonen schnell aus akuter Lebensgefahr in Sicherheit zu bringen. In der Praxis werde das humanitäre Visum aber sehr selten angewendet, erklärt Lionel Walter von der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. Lukas Rieder, Mediensprecher des Staatssekretariats für Migration, widerspricht. Das SEM halte sich an den gesetzlichen Rahmen.
Doch nicht nur vom humanitären Visa habe das Staatssekretariat für Migration ein zu positives Bild gezeichnet, sondern auch von der Familiennachzug für vorläufig Aufgenommene. Dieser sei sehr strikt ausgelegt, so dass es in der Praxis praktisch nie zu Familiennachzügen für vorläufig Aufgenommene kommt. Auch hier widerspricht Lukas Rieder vom Staatssekretariat für Migration – man würde auch hier als Behörde die Gesetze anwenden.
Die Schweizerische Flüchtlingshilfe kritisiert aber nicht nur die aktuelle Anwendung vom humanitären Visum und dem Familiennachzug. Auch würde das SEM neue Zugangswege wie Gastfamilienprojekte in ihrer Analyse nicht in Betracht ziehen. Das SEM habe jedoch keine Möglichkeit, diese neuen Mittel umzusetzen, meint Pressesprecher Lukas Riederer.