Das soeben erschienene Buch «Knabenheim Auf der Grube» (2022, Hier und Jetzt) hat eine bewegte Vorgeschichte. Im Jahr 2013 erschien bereits ein Buch über das Knabenheim in Niederwangen bei Bern. Es war den Betroffenen gewidmet, den Knaben, die seit 1825 leidgeprägte Jahre in diesem Heim verbracht hatten. Länger als in anderen Einrichtungen der Schweiz herrschte dort ein autoritärer Anstaltsgeist. Den Kindern und Jugendlichen wurden physische und psychische Verletzungen zugefügt, die sie bis heute prägen.
Das erste Buch musste 2017 nach der Klage eines ehemaligen Heimleiters aus dem Verkauf genommen werden und wurde schliesslich eingestampft. Die Berner Medien berichteten ausführlich darüber. Nicht nur in der Öffentlichkeit, auch unter den ehemaligen Heimkindern stiess dies auf Unverständnis. Sie wehrten sich und initiierten den Prozess zu einem neuen Buch. In einem partizipativen Kooperationsprojekt zwischen Betroffenen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Kulturschaffenden entstand schliesslich das heute vorliegende «Gruebe-Buech».
Heinz Kräuchi gehört zu den Initianten dieses Buches. Als ehemaliges Heimkind, Fachmann Kinderbetreuung, Schriftsteller, Gärtner und Mitherausgeber, hat er seine vielen Perspektiven in die Erarbeitung miteingebracht. Was sich heute unbedingt ändern müssen in sozialpädagogischen Einrichtungen sei, dass die Jugendlichen in die Prozesse miteinbezogen werden müssen. Und dass sozialraumorientiert gearbeitet werden müsse, also die Jugendlichen nicht aus ihren bereits bestehenden sozialen Räumen gerissen werden sollen – was heute leider immer noch passiere.
Am Sonntag, 30. Oktober 2022, findet die Vernissage des Buches «Knabenheim Auf der Grube» um 17 Uhr im Rossstall des Kulturhof Schloss Köniz statt.