Die globale Plastikproduktion hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt. Unsachgemäss entsorgt, landet ein Teil davon über kurz oder lang in den Ozeanen. Besonders sichtbar sind diese Millionen von Tonnen Plastikmüll in fünf riesigen Müllstrudeln, der Pazifikstrudel ist dabei fast vierzig mal grösser als die Schweiz.
Laut Schätzungen des Bundesamtes für Umwelt BAFU enden pro Jahr 14‘000 Tonnen Makro- und Mikroplastik in in unseren Böden, Oberflächengewässern und deren Sedimente. Der grösste Kunststoffeintrag stamme dabei von Reifenabrieb, gefolgt von Littering, erklärt Fabienne McLellan, Geschäftsführerin der Meeresschutzorganisation OceanCare. Alleine der Rhein würde pro Jahr rund zehn Tonnen Mikroplastik Richtung Nordsee schwemmen, die Rhone transportiere pro Tag circa zehn Kilogramm Kunststoffpartikel aus der Schweiz ab.
Doch wie gross ist das Problembewusstsein dafür? Das wollte OceanCare genauer wissen und führte in Zusammenarbeit mit gfs.Bern eine repräsentative Umfrage durch. Demnach gaben fast drei Viertel der Befragten an, dass die Schweiz tatsächlich ein Plastikproblem habe.
Die wirklich erstaunliche Erkenntnis der Umfrage, sei jedoch eine andere, so McLellan: «Normalerweise gilt, dass je näher das Problem bei der Bevölkerung ist, desto grösser ist die Betroffenheit. Unsere Umfrage zeigte jedoch das Gegenteil: 73 Prozent der Befragten nehmen Plastikmüll in den Meeren als problematischer wahr, als solches in der Schweizer Natur oder im hiesigen Trinkwasser».
Freiwillige Massnahmen hätten in der Vergangenheit nicht dafür gesorgt, dass das Plastikproblem eingedämmt werde. Deswegen brauche es jetzt Interventionen per Gesetz, beispielsweise ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetikartikeln, betont McLellan. Zudem sollte sich die Schweiz den Bemühungen Europas anschliessen. Seit Juli 2021 sind in der EU viele Einwegplastikprodukte verboten. Dazu gehören etwa Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe oder Einweg-Geschirr aus konventionellem Plastik und aus Bioplastik. Auch To-go-Becher und Einweg-Behälter aus Styropor dürfen in der EU nicht mehr produziert und in den Handel gebracht werden, in der Schweiz hingegen schon.