Die 1930er Jahre waren in Europa geprägt von Konflikten und Krisen und Genf war damals Brennpunkt der Schweizer Politik, da die Lage zwischen linken und rechten Kräften polarisiert war. Die «Union nationale» war eine faschistische Gruppierung, die am 9. November 1932 ein Treffen in Genf organisierte. Gegen diese Versammlung der Faschisten mobilisierten sich linke Kreise. Gewerkschaften sowie die SP riefen zu einer Gegendemonstration auf. Rund 8000 Menschen demonstrierten vor dem Gemeindesaal Plainpalais. Dreizehn dieser Demonstranten fanden an diesem Tag den Tod durch Schüsse der Schweizer Armee, etliche wurden teils schwer verletzt. Es handelt sich um den blutigsten Einsatz der Schweizer Armee.
Von bürgerlichen Kreise gab es Schuldzuweisungen gegen die Linke – sie seien für die Blutnacht verantwortlich, meinte etwa der damals amtierende Bundesrat Giuseppe Motta. Im Anschluss zu der Genfer Blutnacht wurden verschiedene Personen der Genfer Linken verhaftet. Einer von Ihnen war der Parteiführer der Linken, Léon Nicole. Er wurde zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt, nach seiner Freilassung wurde er als Held gefeiert und mit zwei anderen Sozialisten in die Kantonsregierung gewählt.
Die Genfer Blutnacht habe sich in das kollektive Gedächtnis der Schweizer Linken eingebrannt, meint Christian Koller, Direktor des Schweizerischen Sozialarchivs. Auch nach neunzig Jahren seien Spuren dieser Ereignisse noch immer zu spüren. Am Samstag findet in Genf eine Demonstration zur Erinnerung an die Genfer Blutnacht statt.