Wir alle bewegen uns im Online-Raum, und dieser Raum ist nicht immer friedlich. In sozialen Netzwerken und in Kommentarspalten werden wir mit hasserfüllten Botschaften konfrontiert: Frauen werden sexistisch beleidigt, im Zusammenhang mit Migration äussern sich Menschen sehr rassistisch. Dieses Phänomen nennt sich Hate Speech und richtet sich gegen die Identität von Betroffenen. Jede Person könne von Hass betroffen sein, aber nicht jede Person sei Hass gleich ausgesetzt, meint die Soziologin Laurenzia Karrer. «Frauen beispielsweise erleben Hass in Form von sexualisierter Gewalt, in Form von Vergewaltigungsfantasien, persönlichen Angriffen, was für Männer weniger der Fall ist», erläutert sie.
Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geraten immer Öfter ins Kreuzfeuer des Onlinehasses: So hat eine Professorin für Astrophysik der Universität Bern im Frühjahr 2021 einen regelrechten Shitstorm erlebt. Im Rahmen der SRF-Sendung Einstein hatte sie sich zu Frauen in der Wissenschaft geäussert, daraufhin hat sie online viel Hass abbekommen. Als Reaktion hat die Universität Bern eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich ganz dem Phänomen von Hate Speech widmet.
Hassrede beeinflusst aber nicht nur den Online, sondern auch den Offlineraum, erklärt Laurenzia Karrer. Hassrede schafft so ein Klima der Gewalt, welches schnell in phyischer oder psychischer Gewalt eskalieren kann. Auch würden sich Opfer von Hate Speech aus dem Online-Raum zurückziehen, was den Diskurs weiter verschiebe und den Raum den Hassredner*innen überlässt.
Deswegen ist es wichtig, dass auf verschiedenen Stufen gegen Hassrede vorgegangen wird – einerseits sollen die gesetzlichen Schranken verschärft werden, denn die juristische Lage zu Hate Speech ist sehr lückenhaft. Zudem müssen Plattformen vermehrt in die Verantwortung gezogen werden, Diskussionen zu moderieren und Hasssprecher*innen zu sanktionieren.
Bist du von Hate Speech betroffen? Der Verein #Netzcourage kann weiterhelfen.