Mit falscher Identität machte sich Tobias Ginsburg auf, um dem Hass von antifeministischen Gruppierungen auf den Grund zu gehen. Er schlich sich ein in Burschenschaften, war auf Seminaren von sogenannten Pick-Up-Artists, die versuchen mit Tricks und Strategien Frauen ins Bett zu kriegen, wobei die Frau immer nur Objekt ist, das es zu überzeugen und beherrschen gilt und nie Subjekt, dem man auf Augenhöhe begegnet. Er mischte sich unter die Alt-Right-Bewegung in den USA und knüpfte Kontakte zu den Vordenkern und den Geldgeberinnen hinter Polens krass antifeministischer Politik. Seine Erfahrungen hielt er im Buch «Die letzten Männer des Westens – Antifeministen, rechte Männerbünde und die Krieger der Patriarchats» fest, erschienen 2021 im Rohwolt Verlag, mit einem Vorwort von Günter Wallraff, der in den 1960er- und 70er-Jahren ähnliche, Aufsehen erregende Recherchereisen unternahm.
«Wir haben immer die Vorstellung, „die Rechten“, „die Autokraten“, „die Antidemokraten“, das seien die anderen. Es gäbe irgendwo eine fiktive Grenze. Hier sind wir, „die Anständigen“, „die Demokraten“, „die Linken und Linksliberalen“, die den richtigen Radiosender hören und dann gibt’s die Grenze, und auf der anderen Seite befänden sich die Sadisten, Trottel und subproletarischen Vollidioten, über die man sich lustig machen kann. Und diese Menschen seien böse und voller Hass und Hetze. Aber das ist falsch, wir haben es hier nicht mit bösen und dummen Menschen zu tun, sondern mit Leuten, die einer Ideologie folgen, die in sich geschlossen ist. Mit Narrativen, die Sinn machen und vor allem mit Narrativen, die nicht nur „die anderen“ glauben, sondern mit Narrativen, die mehrheitstauglich sind», so Tobias Ginsburg im Interview mit RaBe:
Tobias Ginsburg ist kommenden Sonntag, 11. Dezember zu Gast im Dachstock der Reitschule. Tickets für die Veranstaltung gibt’s hier.