Heute vor 4 Monaten starb die iranische Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam. Der Tod der jungen Frau führte zu einer nie dagewesenen Protestwelle, die bis heute andauert und bisher unzählige Opfer forderte. Hunderte wurden bei den Demonstrationen getötet, zehntausende ins Gefängnis gesteckt. Irans Justiz verhängte nach eigenen Angaben bereits 17 Todesurteile gegen Protestierende, gemäss dem UN-Büro für Menschenrechte ist auch eine Frau darunter. Vier der Urteile wurden bereits vollstreckt.
Trotz massiver Repression seitens der religiösen Führung gehen die Proteste weiter. «Die Revolution ist wie ein Marathon», sagt der Exiliraner Behnad Isfahani (Name geändert) aus Bern. Auch wenn es in den Medien zeitweise ruhiger werde, sei die Revolution nicht zum Erliegen gekommen. Man könne nicht jeden Tag einen Marathon machen, es brauche auch Zeiten der Erholung. Wichtig sei, dass die Iraner*innen nicht aufgeben.
Der Tod von Amini ist eine Zäsur in der iranischen Geschichte. Er habe die Mauer aus Angst zum Einstürzen gebracht, sagt Isfahani, das islamische Regime scheine nicht mehr unbezwingbar. Zudem seien die Regimegegner*innen sowohl im Iran als auch im Ausland so geeint wie nie zuvor. Sie hätten ethnische, politische und soziale Unterschiede überwunden und kämpften nun geeint gegen das Regime.
Angeführt wird die Revolution von den Frauen und das Kopftuch ist ein wichtiges Symbol der Bewegung, weil es zum Tod von Masha Amini führte. Selbstverständlich aber gehe es um viel mehr als nur das Ende des Kopftuchzwangs, betont Behnad Isfahani, es gehe um Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit.
Obwohl das islamische Regime nach wie vor relativ fest im Sattel sitzt, zeigen sich Risse im Machtapparat. Die Unsicherheit der islamischen Führung sei deutlich spürbar, wenn der religiöse Führer Ali Chamenei mal versöhnliche Töne anschlage, um dann wieder mit äusserster Härte gegen die Demonstrant*innen vorzugehen. Isfahani glaubt nicht, dass das Regime sich als fähig erweisen wird, sich Schritt für Schritt zu liberalisieren. Eine Schlange werde nicht plötzlich ein Vogel, sagt er. Deshalb müsse der Kampf weitergehen. «Jede Geburt ist schmerzhaft, ebenso wie der Kampf für die Freiheit. Aber der Tag der Freiheit ist wünderschön.»