Den ersten Schock nach der Razzia hat Andreas Reimann mittlerweile halbwegs überwunden. Reimann ist Co-Geschäftsführer von Radio Dreyeckland in Freiburg in Deutschland, und als Kursleiter manchmal auch bei Radio RaBe tätig.
Letzten Dienstag durchsuchte die Polizei die Redaktionsräume des freien Radios, sowie die Wohnungen von Andreas Reimann und eines Mitarbeiters. Grund war die angebliche Unterstützung für mutmasslich gewaltbereite Linksextremist*innen.
Im August 2022 hatte Radio Dreyeckland anlässlich der Einstellung des Verfahrens gegen die Plattform linksunten.indymedia einen Artikel veröffentlicht, in dem auf die öffentlich zugängliche Archiv-Seite von indymedia verlinkt wurde. Dieser Link und ein Foto waren der Anlass für die Durchsuchung, gestützt auf das Verbot der Unterstützung einer verbotenen Vereinigung in § 85 Strafgesetzbuch (StGB).
Im Zuge der Razzia wurden aus der Redaktion und den Wohnungen sämtliche Datenträger, wie Computer, Festplatten und Handys mitgenommen. Gemäss Staatsanwaltschaft wurden diese in einem ersten Schritt per Stichwortsuche durchforstet und anschliessend komplett gespiegelt. In einem zweiten Schritt will sie die Staatsanwaltschaft nun systematisch auswerten, wogegen Radio Dreyeckland Beschwerde eingereicht hat. Mittlerweile wurden die Datenträger zwar zurückgegeben, doch traue man diesen nicht und müsse sie deswegen ersetzen, wie Reimann betont.
Radio Dreyeckland spricht von einem massiven Angriff auf das Redaktionsgeheimnis, den Quellenschutz und die Pressefreiheit und hat nach juristischen Abklärungen nun beschlossen, Klage einzureichen. Reimann vergleicht die konfiszierten Datenträger mit einem grossen, offenen Buch: Nicht nur in der Redaktion mit bis zu 200 ehrenamtlichen Mitarbeitenden, sondern vor allem auch bei ihm als Geschäftsführer sei eine riesige Menge an sensiblen Daten gespeichert. Einen solch massiven Eingriff habe man in Freiburg noch nie erlebt, betont Reimann.