Es waren happige Vorwürfe, die SRF investigativ im November aufgedeckt hat: In der Moschee im Haus der Religionen seien Ehen geschlossen worden, ohne dass es davor zu einer zivilen Trauung kam. Dies ist in der Schweiz verboten: Wer sich nicht zivil trauen lässt, darf nicht religiös getraut werden.
Das Haus der Religionen wird von der Stadt Bern subventioniert. Wegen diesen widerrechtlichen Trauungen solle das Haus der Religionen nicht mehr weiter subventioniert werden, fordert der Berner SVP-Stadtrat Erich Hess in einer Motion. Die Stadt Bern finanziere durch die Subventionen für das Haus der Religionen Zwangseheschliessungen mit.
Der Gemeinderat der Stadt Bern sieht dies anders. Zwar verurteile er klar alle religiösen Trauungen, die das Primat der Zivilehe verletzen. Der Gemeinderat erwarte vom Haus der Religionen, dass dies für die Einhaltung der Gesetze sorge. Trotzdem widerspricht der Gemeinderat der Forderung des Stadtrates Erich Hess. Das Haus der Religionen solle weiter finanziert werden, denn der Verein «Haus der Religionen» habe sich der Angelegenheit schnell und dezidiert angenommen.
Zudem habe das Haus der Religionen einen sogenannten «Code of Conduct» ausgearbeitet, der Regelungen zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Haus der Religionen beinhalte. Dazu gehören auch Regeln zu der Eheschliessung: Beispielsweise, dass eine zivile Eheschliessung vor einer religiösen Trauung vonstatten gehen muss, oder dass sich die Religionsgemeinschaften nicht an Zwangsheiraten beteiligen. Durch diesen «Code of Conduct» sollen solche Vorkommnisse wie die mutmasslichen Zwangseheschliessungen verhindert werden.
Die Motion wird vom Gemeinderat an den Stadtrat weitergegeben, mit dem Antrag, diese abzulehnen. Die Finanzierung des Hauses der Religionen ist momentan noch nicht ganz gesichert. Erst in zwei Wochen werden alle Kultursubventionen im Stadtrat debattiert, erklärt der Stadtpräsident Alec von Grafenried gegenüber RaBe. Was die Finanzierung des Hauses der Religionen angeht, ist er jedoch optimistisch.