Die Zwischenbilanz der Unruhen in Peru ist blutig: Über sechzig Personen wurden bei politischen Ausschreitungen in den letzten Wochen von Sicherheitskräften getötet, über tausend wurden verletzt. Rund zwanzig Menschen haben sich vergangenen Dienstag auf dem Waisenhausplatz versammelt, um auf die Repression in Peru aufmerksam zu machen und den Verstorbenen zu gedenken. Die Anwesenden halten Fotos von den Verstorbenen hoch: Schwarz-Weisse Fotografien, die die Gesichter von jungen Menschen zeigen, teils fröhlich lächelnd, teils erst. Die Stimmung wirkt besinnlich und kämpferisch zugleich, Sprechgesänge vermischen sich mit Tränen und Wut.
Alexandra Gavilano ist halbe Peruanerin und hat die Mahnwache organisiert, und liest nun die Namen der Ermordeten ab. Die Liste ist lang und meisten der Ermordeten sind sehr jung, viele kommen aus den südlichen Regionen Perus, die indigen geprägt sind.
Mit unter den Anwesenden bei der Mahnwache ist auch Peruanerin Margot Palacios Huamán, sie ist Kongressabgeordnete der linken Partei «Peru Libre». Über 60 Todesopfer, mehr als 1000 Verletzte: das ist die blutige Bilanz der Proteste in Peru. Dabei sei es doch ein Recht, auf die Strasse zu gehen und zu Protestieren, meint die peruanische Abgeordnete Margot Palacios Huaman: «Dieser Aufstand ist ein verfassungsmäßiges Recht, denn in der Verfassung steht, dass wir das Recht haben, uns zu äußern, dass wir das Recht haben, uns zu mobilisieren. Auf diesen Aufstand reagierte der Staat mit Waffengewalt. Er brachte das Militär und die Polizei auf die Straße. Das ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte.»
Diese Verstosse gegen die Menschenrechte werde aber in Peru nicht verfolgt, erklärt Margot Palacios Huamán. «Es herrscht völlige Straflosigkeit. Kein Minister wurde strafrechtlich verfolgt, niemand wurde verhaftet, kein einziger Militäroffizier, kein einziger Polizist!». Deswegen wolle sie die Augen der internationalen Menschenrechtsorgane auf Peru richten, erklärt Palacios Huamán. «All diese Menschenrechtsverletzungen zwingen uns, uns an die internationalen Instanzen zu wenden, um Gerechtigkeit zu finden.»
Die Mahnwache will aber auch die Schweizer Politik in Bewegung bringen. Es gebe nämlich einen direkten Link der Schweiz zu der Situation in Peru, meint Alexandra Gavilano. Firmen wie Glencore würden in Peru Rohstoffe abbauen, und den indigenen Gemeinschaften die Lebensgrundlage zerstören. Deswegen ruft die Organisation Quinto Suyo die Schweiz auf, zu handeln: Mit einer Petition fordern sie die Regierung auf, die Menschenrechtsverletzungen in Peru zu verurteilen, eine Menschenrechts-Aufsichtsdelegation unumgänglich nach Peru zu schicken, und den Import von Rohstoffen und Bodenschätzen aus Peru sofort zu stoppen.