In Nordsyrien sind wegen des Erdbebens Tausende auf Nothilfe angewiesen, doch diese kommt bei den Betroffenen meist nicht an. Einerseits sind praktisch alle Grenzübergänge von der Türkei nach Syrien sind aus politischen Gründen geschlossen, so dass humanitäre Hilfe gar nicht erst in die Gebiete kommt. Andererseits müssen viele der Hilfsgüter abgegeben werden. «Rebellen oder Vertreter des Assad-Regimes drängen Hilfsorganisationen dazu, die Hälfte der Hilfsgüter abzugeben, sonst können sie nicht weiterfahren», erklärt Neslihan Zeray, die sich bei Kurdistan Roter Halbmond Schweiz engagiert.
Die Situation in Nordsyrien, in Rojava, war schon vor dem Erdbeben kompliziert. Der Bürgerkrieg in Syrien hält seit 12 Jahren an, die kurdischen Gebiete in Nordsyrien werden dabei sowohl von türkischer wie auch von syrischer Seite angegriffen. Das Erdbeben hätte sich in einer geopolitisch sehr instabilen Situation ereignet, erklärt Eugenia Portioli, ebenfalls Freiwillige bei von Kurdistan Roter Halbmond Schweiz.
Es brauche nun Druck durch die internationale Gemeinschaft, damit sich die Lage in Nordsyrien verbessere, meint der Journalist Comerd Hemdosh, der sich in Efrin aufhält. «Die internationale Gemeinschaft soll die Türkei unter Druck setzen. Sonst wird die Lage im syrischen Kurdistan und insbesondere in Efrin noch tragischer. Es ist wirklich tragisch!».
Das Interview mit dem Journalisten Comerd Hemdosh hat das Radio Corax am 13. Februar geführt.