Profitiert haben Unternehmen wie Lonza, Roche oder Holcim: Der Bund erliess den grössten Schweizer Umweltverschmutzern von 2013 bis 2020 drei Milliarden Franken an CO2-Abgaben und schenkte ihnen gleichzeitig Emissionsrechte im Wert von schätzungsweise 361 Millionen Franken. Das zeigen bislang unveröffentlichte Berechnungen vom unabhängigen und werbefreien Onlinemagazin Das Lamm.
Privatpersonen und die meisten Unternehmen bezahlen auf Emissionen eine CO2-Abgabe. Im Preis für einen Liter Benzin sind beispielsweise rund 30 Rappen an Lenkungsabgaben inbegriffen. Anders verhält es sich für Grosskonzerne: Sie müssen für ihre Emissionen sogenannte Zertifikate kaufen. Ein solches Zertifikat berechtigt zur Emission von einer Tonne CO2-Äquivalent in einem bestimmten Zeitraum. Emissionsintensive Fabriken, Kraftwerke und der Luftverkehr erhalten dadurch einen Anreiz, ihre Emissionen zu senken – Wer weniger Emissionen verursacht, muss weniger Zertifikate kaufen, so die Grundidee.
Damit die Unternehmen aber nicht in Länder abwandern, in denen keine solche Zertifikate existieren, verschenkt das Bundesamt für Umwelt BAFU auch Emissionsrechte. «Rund die Hälfte der Firmen haben in den letzten Jahren mehr Zertifikate gratis zugeteilt bekommen, als sie für ihre eigenen Emissionen abgeben mussten», erklärt Journalistin Alexandra Tiefenbacher. Zertifikate, die die Konzerne dann weiterverkaufen können. Ein Unternehmen habe auf Anfrage transparent gemacht, dass es Emissionsrechte im Wert von 18 Millionen Franken verkaufen konnte, sagt Tiefenbacher.
Das Emissionshandelssystem scheint somit ein anschauliches Beispiel dafür, wie Grosskonzerne von der Politik privilegiert werden und dafür, dass Klimapolitik weltweit koordiniert werden muss.