Das Zürcher Stadtparlament hat sich für ein Pilotprojekt für eine Arbeitszeitverkürzung ausgesprochen. Mit knappem Mehr hat die rotgrüne Parlamentsmehrheit am Mittwoch zwei entsprechende Vorstösse überwiesen.
Die Stadtregierung erhält damit den Auftrag, sowohl bei städtischen Angestellten als auch in Zusammenarbeit mit Privatunternehmen Pilotprojekte für eine 35-Stunden-Woche bei gleichbleibendem Lohn aufzugleisen. Eingereicht hatten die Vorstösse David Garcia Nuñez von der Alternativen Liste und Anna Graff von der SP.
Aufgrund der grossen Herausforderung hat die Stadtregierung bei der Umsetzung relativ viel Spielraum, betont Anna Graff. Jedoch müsse das Pilotprojekt bei Angestellten im Schichtbetrieb umgesetzt werden, sprich beispielsweise bei Mitarbeitenden in Pflege und Betreuung, in der Reinigung, bei der Stadtpolizei oder den Verkehrsbetrieben. Zudem müssen sowohl typische Männerberufe als auch typische Frauenberufe ins Projekt involviert werden.
Weiter muss die Stadtregierung auf interessierte Privatunternehmen zugehen, welche eine 35-Stunden-Woche einführen möchten. Hier komme zusätzlich der Aspekt der 4-Tage-Woche hinzu, wie Graff betont.
Gemäss Anna Graff zeigen die Erfahrungen aus anderen Ländern und Städten, dass eine Arbeitszeitreduktion nicht per se zu einem Produktivitätsverlust führe. Einerseits, weil die Angestellten oft produktiver seien, wenn sie weniger arbeiten, und andererseits, weil sich die Arbeitszeitreduktion oft positiv auf die Gesundheit auswirke, indem sie Burnouts sowie anderen stressbedingten Erkrankungen entgegenwirke.
Gerade im Schichtbetrieb sei indes nicht damit zu rechnen, dass eine Reduktion der Arbeitszeit zu einer erhöhten Produktivität führe. Aber wenn gesellschaftliche Veränderungen auch und gerade denjenigen zugutekommen sollen, welche systemrelevante Arbeit verrichten, dürfe das selbstverständlich auch etwas kosten, betont Anna Graff.
Zu den Vorgaben an die Stadt gehört auch, dass die Pilotprojekte durch wissenschaftliche Studien begleitet werden müssen. Denn gemäss Anna Graff ist es wichtig, Experimente für solch fundamentale, gesellschaftliche Veränderungen ergebnisoffen zu lancieren, betont Anna Graff. Zwar gehe man davon aus, dass sich eine Arbeitszeitreduktion unter anderem positiv auf die psychische Gesundheit oder auf eine gerechtere Verteilung von Care Arbeit auswirke – was sie indes tatsächlich bewirkt, sollen die wissenschaftlichen Begleitstudien aufzeigen.