«Sicherheit ist auch weiblich!». Mit diesem Slogan will der VBS Frauen in die Armee locken: Bis 2030 sollen zehn Prozent der Armeeangehörigen weiblich sein. Stand heute: knapp ein Prozent – die Armee ist somit Männerdomäne. Gegen diese Frauenförderung wehrt sich aber die Gruppe Schweiz ohne Armee GSoA. Mehr Frauen in der Armee hätte nichts mit Gleichstellung zu tun: Soldatin zu sein sei nichts Progressives. «Der Militarismus, der dem Militär zugrunde liegt, hält eine extrem ungerechte Weltordnung aufrecht», argumentiert Roxane Steiger, politische Sekretärin bei der GSoA. «Wir sind der Auffassung, dass Frauen im Armeesystem selber militarisiert werden und patriarchale Perspektiven verinnerlichen, die einem feministischen Wertesystem widersprechen.»

Roxane Steiger ist politische Sekretärin bei der GSoA und wehrt sich gegen eine allgemeine Dienstpflicht für Frauen. (Foto: GSoA)
Die Schweizer Offiziersgesellschaft sieht das anders: In einer 2021 publizierten Stellungnahme fordert sie eine Dienstpflicht auch für Frauen. Auch die NZZ-Journalistin Birgit Schmid forderte letztes Jahr in einer Kolumne eine allgemeine Dienstpflicht für Frauen: Der Krieg in der Ukraine zeige, dass es kaum mehr Gründe gegen eine Wehrpflicht für Frauen gebe. Sowohl die Offiziersgesellschaft wie auch die Journalistin Birgit Schmid argumentieren mit dem gesellschaftlichen Bestreben, Frauen in allen Lebensbereichen gleichzustellen; also nicht nur in Lohn- und Arbeitsfragen, sondern auch wenn es um die Dienstpflicht geht. Die GSoA wehrt sich gegen diese Dienstpflicht – ist so ein Feminismus, der die Gleichstellung in einigen Teilbereichen fordert, in anderen aber ablehnt, nicht eine Rosinenpickerei? Roxane Steiger verneint: «Das hat mit der Vertretung von feministischen Werten zu tun, die nicht kompatibeln sind mit einer patriarchalen Institutionen wie dem Militär!». Gefordert sei ein neues Konzept von Sicherheit, das nicht nur auf Militarismus und Aufrüstung beruhe. «Gerade die Pandemie hat uns gezeigt, dass Sicherheit andere Aspekte hat als nur der militärische. Sicherheit ist seit jeher weiblich!». Solange das nicht anerkannt werde, müsse man sich auch gegen jegliche Pflichten für Frauen im Militär wehren, so Roxane Steiger.
Wer zu diesem Thema mitdiskutieren möchte, kann am Workshop «Die Militarisierung der Frauen» teilnehmen, der im Rahmen der diesjährigen Tour de Lorraine am Samstag, 22. April um 13.30 im Progr stattfindet.