Israel kommt nicht zur Ruhe. Wochenlang protestieren zehntausende Menschen gegen die umstrittene Justizreform. Inzwischen ist die rechtsnationalistische Regierung unter Benjamin Netanjahu zurückgekrebst und hat die Reform vorerst auf Eis gelegt, die Proteste gehen aber weiter. Gleichzeitig wuchs in den letzten Tagen die Bedrohung von aussen. Vor rund einer Woche gab es auf dem Tempelberg gewaltvolle Zusammenstösse zwischen Palästinenser:innen und israelischem Sicherheitspersonal, in den Tagen darauf wurde Israel von verschiedenen Seiten mit Raketen angegriffen. «Das alles sorgt für eine angespannte Lage im Land, auch in Tel Aviv», meint die Historikerin Jenny Hestermann, die das Auslandsbüro der Heinrich Böll Stiftung in Tel Aviv in Israel leitet. Dass die Sicherheitslage sich genau jetzt zuspitzt liege auch daran, dass das jüdische Pessach-Fest und der Ramadhan der Muslim:innen zurzeit zusammenfallen. «Es ist häufig so, dass Angriffe auf Israel an jüdischen Feiertagen stattfinden», so Hestermann.
Israel wird nicht nur aus den palästinensischen Gebieten, sondern auch aus dem Libanon mit Raketen angegriffen – in einer Intensität wie seit 2006 nicht mehr. Das sei besorgniserregend, so Hestermann. «Es gibt jetzt die Annahme, dass die palästinensische Hammas und die libanesische Hizbollah näher zusammenrücken: Die Feine Israels verbünden sich.» Ein grösserer Krieg könnte am Horizont sein, dies bereitet der Bevölkerung und dem Sicherheitsapparat in Israel Sorge. «Ich erwarte für die nächsten Tage und Wochen leider noch mehr Terroranschläge auf israelischem Gebiet sowohl auch Siedlergewalt in den besetzten Gebieten. Es wird weiterhin zu Gewalt auf beiden Seiten kommen», prognostiziert Jenny Hestermann.