Auf einen Schlag war die Gewalt wieder da. Seit Samstag wird Sudans Hauptstadt Khartum von heftigen Kämpfen, Feuergefechten und Luftangriffen erschüttert. Die Berichte von unbeschreiblicher Gewalt reissen nicht ab, sagt Marina Peter, Vorsitzende des Sudan und Südsudan Forums in Deutschland. Auch aus anderen Landesteilen erreichten sie Berichte von Toten und Verletzten. Bereits am Samstag seien auch drei Mitarbeiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen getötet worden, worauf dieses die Hilfe vor Ort vorerst einstellten musste. In einem armen Land wie dem Sudan sei dies eine Katastrophe, betont Peter.
Hauptgrund der Gewalteskalation ist ein seit Jahren schwelender Machtkampf zwischen den beiden mächtigsten Männern im Land, zwischen Fattah al-Burhan, Armeechef und de facto Staatsoberhaupt, sowie seinem Stellvertreter und Chef der berüchtigten paramilitärischen Einheiten der Rapid Support Forces RSF Mohammed Hamdan Daglo, besser bekannt als Hemeti.
Seit die friedliche Demokratiebewegung 2019 den langjährigen, verhassten Diktator Omar al Bashir zu Fall brachte, ringen die beiden um Macht und Einfluss.
Im November 2022 wurde zwischen den militärischen Kräften, die sich im Oktober 2021 an die Macht geputscht hatten und den zivilen Kräften zur Neubildung einer gemeinsam zivil-militärischen Übergangsregierung schliesslich ein Abkommen unterzeichnet. Dieses beinhaltete unter anderem die Integration der RFS in die Armee und die Aufarbeitung von Verbrechen, die teils noch in die Zeit von Al Bashir zurückreichen. Doch die Umsetzung dieses Abkommens wurde wieder und wieder vertagt, bis jetzt die Gewalt eskalierte.
Viele Expert*innen warnen von einem drohenden Bürgerkrieg im Sudan. Auch Marina Peter sieht die Gefahr, dass das Land entlang ethnischer Linien auseinanderbrechen könnte, zumal in solchen Situationen auch ausländische Mächte stets «ihr eigenes Süppchen kochen».