Einmal quer durch Bern West führt der neue Rundgang des Vereins StattLand. Bewohner:innen zeigen ihre Quartiere und erzählen, wie sie nach Bümpliz oder Bethlehem gekommen sind. Der Rundgang startet im Bümplizer Kleefeld. 3700 Menschen leben im hier – es ist eines der grössten Quartiere in Bern. Man kenne sich im Kleefeld, erklärt Claudia. Sie lebt schon seit 13 Jahren im Kleefeld und engagiert sich im Quartier. Wegziehen will sie nicht mehr, so die Bümplizerin. Doch das schlechte Image ihres Herzensquartiers stört sie. «Wenn jemand sagt, Kleefeld sei ein Ghetto, bin ich beleidigt – man muss zuerst hier leben, um es beurteilen zu können.»
Wir laufen weiter Richtung Norden – zuerst über den grünen Bümplizer Friedhof, dann durch die Unterführung bei der Brünnenstrasse weiter zum Brünnenquarter. Das Brünnenquartier ist eines der jüngsten Quartier in Bern. Christian ist pensionierter Geograf und vor 15 Jahren aus der Länggass hierhergezogen. Nun engagiert sich nun um Quartierverein. «Wir haben ein tolles Jahreprogramm», erklärt Christian. Im Sommer gebe es jeweils ein Fest, einmal im Monat treffe man sich zum Stammtisch.
Vom Brünnenquartier geht es weiter zum Gäbelbach. Über 1500 Menschen leben in dieser Siedlung, verteilt auf drei grosse Wohnblocke. Eine von ihnen ist Ajla. «Das hier ist Familie!» sagt sie stolz. «Ich würde nirgendwo sonst wohnen wollen.» Im Gäbelbach würde man sich gegenseitig unterstützen, auf Kinder aufpassen, zueinander schauen. Dass der Gäbelbach einen schlechten Ruf hat verletzt Ajla. «Wenn ich sage, dass ich im Gäbelbach wohne, sagen die Leute: Oh das ist ein Ghetto. Aber nein! Es ist kein Ghetto, es ist Familie!»
Im Gäbelbach endet unsere Stadtführung. Einmal quer durch Bern West – eine Tour, die mit Vorurteilen aufräumt und zeigt, dass es auch ein Bern jenseits der Länggass und der Lorraine gibt.