Die medizinische Notlage in Nordsyrien sei so gravierend, dass er dafür kaum Worte finde, sagt der syrische Arzt Basrawi Ali. Seit dem Erdbeben vom Februar 2023 habe sie sich nochmals massiv verschärft.
Rund 60% der Krankenhäuser und Kliniken seien aufgrund des Krieges teilweise oder komplett zerstört worden. Wegen der massiven Inflation könnten die Menschen kaum mehr für Grundnahrungsmittel aufkommen, geschweige denn eine ärztliche Behandlung oder Medikamente bezahlen. 90% der Menschen in Syrien leben gemäss Ali unterhalb der Armutsgrenze.
In der Praxis in Kobane in Nordsyrien behandeln Basrawi Ali und sein Team jährlich rund 2500 Patient*innen kostenlos. Die Praxis umfasst eine gynäkologische Abteilung und eine für Orthopädie und Unfallchirurgie.
2015 wurde die Praxis im Krieg zerstört und Ali musste nach Deutschland fliehen. Mit Unterstützung der Schweizer Nichtregierungsorganisation Ärzte für Ärzte konnte er sie mittlerweile wieder aufbauen und ist nun jeweils halbjährlich persönlich vor Ort in Kobane, um Patient*innen zu behandeln.
Nicht nur finanziell sei der Wiederaufbau eine grosse Herausforderung gewesen, berichtet Ali. Aufgrund der geschlossenen Grenzen gäbe es kaum Baumaterialen und medizinische Geräte. Zudem leide Notsyrien unter regelmässigen Luftangriffen seitens der Türkei. Mit seiner Praxis will Ali dazu beitragen, dass mehr Menschen kostenlosen Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten, denn das Recht auf Gesundheit sei ein Menschenrecht, betont Basrawi Ali im Gespräch.
Am Freitag, 12. Mai findet in der Prozess-Bar ein von der Organisation «Ärzte für Ärzte» organisiertes Benefizkonzert statt. Die Kollekte geht vollumfänglich an die Praxis von Dr. Basrawi Ali in Kobane in Nordsyrien.