900 Hinrichtungen in 20 Staaten: Die Zahl der weltweit vollstreckten Todesurteile ist im Jahr 2022 stark angestiegen. Verglichen mit dem Vorjahr gab es eine Zunahme von 53 Prozent. Verantwortlich dafür sind gemäss dem neuen Bericht zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe von Amnesty International regelrechte «Hinrichtungswellen» in einigen wenigen Staaten.
Alleine im Iran wurden 2022 mindestens 570 Todesurteile vollstreckt. In Saudi-Arabien verzeichnet der Bericht mit fast 200 vollstreckten Todesurteilen die höchste Zahl seit 30 Jahren. An einem einzigen Tag wurden in Saudi-Arabien 81 Menschen hingerichtet.
Patrick Walder, Kampagnenverantwortlicher bei Amnesty International nennt zwei Hauptgründe für den starken Anstieg in diesen beiden Ländern.
Einerseits würden die Regime in Teheran und Riad die Todesstrafe als politische Waffe und repressives Mittel gegen Oppositionelle und Regimekritiker*innen einsetzen. Vor allem im Iran habe dies bereits eine längere Tradition.
Die zweite Hauptursache verortet der Bericht in Drogendelikten. Obwohl die Todesstrafe gemäss internationalem Recht nur bei schwersten Verbrechen wie Mord oder vorsätzliche Tötung eingesetzt werden dürfe, seien letztes Jahr 40% der weltweiten Hinrichtungen aufgrund von Drogendelikten durchgeführt worden. Gemäss Walder zeige dies einmal mehr sehr deutlich, dass die weltweite Drogenprohibition gescheitert sei.
Das Jahr 2022 brachte aber auch gute Nachrichten, wie Patrick Walder betont. So habe sich der Trend hin zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe einmal mehr bestätigt. Sechs weitere Länder, darunter Kasachstan, Papua-Neuguinea oder Sierra Leone haben die Todesstrafe letztes Jahr ganz oder teilweise abgeschafft.