Nach den Campusbesetzungen in den USA vor einigen Wochen und zuletzt in Lausanne und an der ETH Zürich hat die studentische Protestbewegung am Sonntagabend Bern erreicht. Studierende haben in Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung das Gebäude der Unitobler besetzt.
Kurz vor 18 Uhr betreten mehrere Dutzend Menschen am Sonntagabend das Gebäude der Unitobler. Sie versammeln sich in der Mensa, hängen bunte Wimpel, Blumen, Palästinaflaggen und Transparente auf. Ab diesem Zeitpunkt ist das Unigebäude besetzt.
Die Besetzung soll Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung und Unzufriedenheit mit der Haltung der Unileitung ausdrücken. Dabei stellen die Besetzer*innen klare Forderungen an die Leitung der Universität Bern: «Wir fordern einen sofortigen und permanenten Waffenstillstand, dass die Universität Bern sämtliche wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und militärischen Verbindungen zu Israel offenlegt und beendet sowie dass sich die Universitätsleitung klar zum Genozid in Gaza positioniert», Sagt Severin vom Medienteam der Besetzer*innen.
Zu Beginn der Besetzung sind es rund 60 Personen, doch stetig kommen mehr dazu. Als gegen 19 Uhr das erste Plenum beginnt sind es bereits um die 100 Personen, die der Eröffnungsrede lauschen. Leyla, ebenfalls Mitglied des Medienteams erwartet mehr als das Doppelte: «Wir wissen von ungefähr 200 Menschen die mitmachen, aber da diese selbst noch weitere Freund*innen mitbringen dürften es noch mehr sein.» Die Besetzer*innen hoffen auch auf Unterstützung aus dem Mittelbau, also von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, Doktorand*innen und Dozierenden.
Es ist den Besetzer*innen zudem wichtig zu erwähnen, dass der Unibetrieb durch die Besetzung nicht gestört werden soll. «Ausserdem soll ein konstantes Ein und Aus möglich sein für alle die mitmachen wollen», sagt Leyla. Die Besetzer*innen setzen von Beginn weg auf den Dialog mit der Unileitung. So ist eine Gruppe gleich noch am Sonntagabend mit der Unileitung in Kontakt getreten. Diese werde das Thema am Montag besprechen und im Anschluss entscheiden, berichteten die Besetzer*innen.
Update: Die Universitätsleitung hat am Montagmittag eine Medienmitteilung zur Besetzung veröffentlicht. Die Universität Bern akzeptiere die Besetzung nicht, schreibt die Universitätsleitung. In der Medienmitteilung weist die Universität Bern die Vorwürfe zurück und wirft ihrerseits den Besetzer*innen vor, Uniangehörige einzuschüchtern und die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken.