Die Sahel-Region – dazu gehören Länder wie Mali, Niger, Tschad oder der Sudan – ist eine Weltregion, die in den letzten Jahren von starken politischen Veränderungen geprägt war. In dieser Instabilen Situation ist es ohnehin schon schwierig, Journalismus zu betreiben. Doch immer häufiger Werden Journalist*innen Opfer von Angriffen. Diese treffen auch die Journalist*innen von kleinen lokalen Radiosendern. So sind etwa die beiden Journalisten Saleck Ag Jiddou und Moustapha Koné von Radio Coton FM aus Mali im November des letzten Jahres entführt worden.
Solche Vorfälle sind in Mali sowie der gesamten Sahel-Region leider keine Seltenheit. Die Radiojournalist*innen sind in dieser Region insgesamt stark in Bedrängnis geraten. Valentin Rubin von Reporter ohne Grenzen Schweiz erklärt das unter anderem mit der instabilen Situation in der den jeweiligen Ländern: Häufig sind Militärjuntas an der Macht, in den vergangenen Jahren ist es zu zwei Putschversuchen gekommen und im allgemeinen ist die Region geprägt von politischen Umbrüchen. Hinzu komme, dass die Sahel-Zone ein Epizentrum des islamistischen Terrorismus sei, sagt Rubin. In dieser Stimmung sei es für die Lokaljournalist*innen schwierig, sich zurechtzufinden.
Lokale Kanäle sind für die Bevölkerung aber enorm wichtig. Das gilt insbesondere für Radiosender. Denn die Lokalradios nehmen in der Sahel-Region eine zentrale Rolle ein. Sie stellen für den grossen Teil der Bevölkerung die Hauptinformationsquelle dar.
Das verdeutlichen auch die Zahlen. Im Tschad etwa kommen auf zehn Zeitungen und vier private Fernsehsender über 60 Radiostationen. Im Niger sind es gar über 200 Radiostationen bei jeweils etwas mehr als ein Dutzend Zeitungen beziehungsweise Fernsehsender. «Die Alphabetisierungsrate ist in vielen Ländern in der Sahel-Region sehr tief, eine Zeitung ist für viele daher keine Option», erkärt Valentin Rubin.
Die Relevanz der lokalen Radiosender ergibt sich nicht nur aus der schieren Anzahl. Sie nehmen in der Zivilgesellschaft auch eine wichtige Rolle ein. Denn oft sind es genau diese Sender, die besonders lebensnah berichten. Angesichts dieser wichtigen Funktion wiegen die Angriffe auf die Medienschaffenden besonders schwer. Aus diesem Grund hat die Organisation Reporter ohne Grenzen mehrere Forderungen formuliert. Dazu gehört etwa die Bekämpfung der Straflosigkeit für Verbrechen an Medienschaffenden, der Ersatz zerstörter und beschädigter Räumlichkeiten und Arbeitsmaterialien sowie die Anerkennung der Bedeutung dieser Radiosender, insbesondere in der Mediengesetzgebung.