Auf den ersten Blick sieht Güter aus wie ein herkömmlicher Bioladen: In der Mitte Raumes stehen Kisten mit Gemüse und Früchten. Äpfel, Birnen und Randen gibt es heute, aber auch Exotischeres wie Physalis oder Mini-Kiwis aus der Schweiz. An der Wand rechts kann man sich Reis, Linsen oder Couscous selber abfüllen. Gegenüber reihen sich auf zwei Metallregalen Zahnbürsten, Duschmittel und Seifen nebeneinander.
Güter ist aber kein herkömmlicher Bioladen. Um bei Güter einkaufen zu dürfen, muss man Mitglied sein, und im Laden mitarbeiten. Regale auffüllen, Bestellungen machen, an der Kasse stehen: Diese Aufgaben übernehmen die Mitglieder selbst. Angestellte gibt es keine. Die Idee dahinter: Ein Einkaufen auf Augenhöhe. Güter strebt eine Demokratisierung der Wirtschaft an. «Menschen kriegen bei uns die Möglichkeit, über den Betrieb, das Geschäft und das Sortiment mitzubestimmen», erklärt Nick Pohl, Gründungsmitglied von Güter. Pragmatisch im Konkreten, Radikal im Ziel, so das Credo von Güter. Vor zwei Jahren hat der Laden seine Tore geöffnet. 200 Mitglieder waren sie damals. Einige gingen, neue kamen dazu. Heute kümmern sich 215 Mitglieder um das laufende Geschäft. Eine von ihnen ist Marion Herrmann. Herrmann ist seit Juni mit dabei. Vor allem das Gemeinschaftliche bei Güter liegt Herrmann am Herzen. «Die Idee, dass man selbst einkaufen und verkaufen kann, macht mich sehr glücklich.» Marion Herrmann steht einen Montag pro Monat hinter dem Tresen. Um die Preise möglichst tief zu halten, arbeiten die Mitglieder von Güter unentgeltlich ein paar Stunden pro Monat mit.
Günstig ist ein Einkauf bei Güter aber nicht. Zwar sind die Preise tiefer als bei gewöhnlichen Bioläden, liegen aber deutlich über dem Niveau der Grossverteiler. Nick Pohl erklärt, das habe mit den strengen Kriterien zu tun: Ökologische Nachhaltigkeit ist ein Muss, sowohl beim Anbau wie auch bei der Produktion, und auch faire Arbeitsbedingungen sind wichtig. Diese strengen Kriterien schlagen sich in den Preisen nieder. Dem Verein ist es aber ein Anliegen, auch Menschen mit einzuschliessen, die sich die teuren Bioprodukte nicht leisten können. Über einen Solidaritätsverein werden Spenden gesammelt, die von Menschen, die darauf angewiesen sind, in Anspruch genommen werden können.
Seit zwei Jahren probiert die Foodcoop Güter, in Bern eine Alternative zu anonymen Grossverteilern zu bieten. Das erfordert viel Engagement, viel Kreativität, und eben auch viel Pragmatismus. Nick Pohl ist mit der Entwicklung des Projekts zufrieden: «Ein paar Mitglieder mehr könnte es zwar vertragen. Aber das Projekt gibt mir Hoffnung.» Und auch Marion Herrmann schaut optimistisch in die Zukunft von Güter. «Es wäre schön, wenn solche Foodcoops wie Güter auch in anderen Quartieren in Bern entstehen würden», so Marion Herrmann.
Morgen feiert Güter sein zweijähriges Bestehen, ab 16 Uhr in der Tscharnerstrasse 20 in Bern.