Vor zwei Wochen hat die türkische Armee ihre Angriffe auf die kurdischen Autonomiegebiete in Nord- und Ostsyrien verstärkt. Vier Tage lang wurde die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien mit Kampfjets, Drohnen und Mörsern bombardiert. Wie genau ist es dazu gekommen?
Am Mittwoch dem 23. Oktober griffen eine junge Frau und ein junger Mann in der türkischen Hauptstadt Ankara ein Rüstungsunternehmen an. Es handelte sich um Angehörige des bewaffneten Arms der kurdischen Arbeiter*innen-Partei PKK. Es war der erste PKK-Anschlag auf türkischem Boden seit langer Zeit.
Etwas genauso Aufsehenerregendes war am Tag davor geschehen. In einer Rede sprach der MHP-Politiker Devlet Bahçeli von Friedensbestrebungen mit der PKK. Die MHP ist eine rechtsextreme Partei, die mit Erdoğans AKP koaliert. Bahçeli gilt als Hardliner, der vor wenigen Jahren noch davon sprach, den PKK-Anführer Abdullah Öcalan aufhängen zu wollen. Nun war da plötzlich die Rede davon, den inhaftierten Öcalan vor dem Parlament auftreten zu lassen.
Nun war da plötzlich die Rede davon, den inhaftierten Öcalan vor dem Parlament auftreten zu lassen. Es ist allerdings fraglich, wie ernst diese Angebote gemeint waren. Denn für tatsächliche Friedensverhandlungen müssten weitere kurdische Politiker*innen einbezogen werden. Manche Beobachter*innen sehen darin eher ein Manöver der türkischen Regierung – etwa um Machtkämpfe anzuheizen.
Auch die Darstellung, wonach die darauf folgenden Angriffe auf die kurdische Autonomieregion in Nord- und Ostsyrien – auch Rojava genannt – blosse Vergeltungsschläge seien, stellen manche in Frage. «Diese Angriffe gibt es seit Jahren», sagt eine Vertreterin der Kampagne «Women Defend Rojava».