Der Nebel hat sich verzogen, in der Sonne ist es überraschend warm am diesem Herbstnachmittag. Die Aare hier in Bremgarten ist türkisblau, sie fliesst ruhig und führt heute wenig Wasser. Behutsam legt Xaver Fleer die Fähre ab. Aus Interesse lernt er das Fährhandwerk, seine Bewegungen wirken routiniert. «Das sind Momente des kurz Innehaltens – die Überfahrt im Zehndermätteli ist für mich ein ganz besonderes Erlebnis», so Xaver Fleer.
Mit diesem besondere Erlebnis könnte es aber bald zu Ende sein. Ein Steg soll die Fähre in Zukunft ersetzen. Diese Lösung sei günstiger und zuverlässiger als die Fähre. Die Fähre verbindet das Berner Zendermätteli mit Bremgarten. Die Fähre und die Anlegestellen gehören der Burgergemeinde Bern. Die Stadt Bern, die Gemeinde Bremgarten und die Burgergemeinde Bern koordinieren deswegen gemeinsam das Projekt. Deren Hauptargument für den Steg: die Zuverlässigkeit. «Die Fähre kann nur fahren wenn die Aare genug Wasser führt. Doch wenn die Aare zu viel Wasser führt, wirds gefährlich», so Ueli Grindat, Immobilienchef der Burgergemeinde Bern. «Die Fähre ist zwar romantisch, aber der Steg ist immer in Betrieb.»
Gegen den Steg gibt es Widerstand. 800 Personen haben einen offenen Brief für den Erhalt der Fähre unterschrieben. Xaver Fleer übernimmt die Kommunikation bei der Interessengruppe Pro Fähre Bremgarten Bern. «Ich fände das schade – weg von diesem Besonderen der Fähre, hin zu etwas Gewöhnlichem.»
Aber auch die Kosten sprechen für den Steg. Die Gemeinden Bern und Bremgarten bezahlen aktuell je 14 tausend Franken für die Betriebskosten, der Rest wird über die Ticketpreise erwirtschaftet, zwei Franken kostet eine Überfahrt. Ein Teil der Arbeit werde auch unentgeltlich geleistet, so Ueli Grindat. Dazu kämen Instandhaltungskosten für die Fähre – Der Steg sei da billiger. Dem widerspricht Xaver Fleer. «Projekte werden meist teurer als budgetiert, deswegen behaupte ich, dass die Fähre günstiger ist.»
Die Fronten zwischen den Projektpartner seien aber nicht verhärtet, betont Xaver Fleer. Alle seien interessiert an einer guten Lösung. Was eine gute Lösung wäre – das ist für ihn persönlich klar. «Ich habe den Eindruck dass der Fährbetrieb besser ist – schöner und besonderer ist er sowieso!». Wenn es aber gute Gründe für einen Steg gebe, werde er sich dem auch nicht widersetzen, so Fleer. Bisher sei er aber vom Projekt noch nicht überzeugt.
Anfang nächsten Jahres wird nun der Wettbewerb für das Projekt öffentlich ausgeschrieben. Die Burgergemeinde, die Stadt Bern und die Gemeinde Bremgarten haben dafür letzte Woche einen Kredit von 300 tausend Franken gesprochen. Im Wettbewerb sollen auch die Anliegen der IG Pro Fähre berücksichtigt werden. Der Steg wird voraussichtlich 2027 errichtet.