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Autobahnausbau inmitten der Klimakrise: Pros und Contras

Fast 5 Milliarden für den Autobahnausbau, inmitten der Klimakrise – ist dieses Vorhaben noch zeitgemäss? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, treffe ich mich mit der Co-Präsidentin des VCS Region Bern Tanja Miljanović bei der Autobahn in Mitholz, im Norden von Bern. Zu Fuss spazieren wir vom Bahnhof Oberzollikofen zur Autobahn. Das schleissende Brummen der Motoren ist schon von weitem hörbar. Wir laufen zu einem Autobahnviadukt und schauen von oben auf den tosenden Verkehr. «Schau, in jedem Auto sitzt nur eine bis maximal zwei Personen, hinter den Autos hat es immer enorm viel Platz» schreit Tanja Miljanović über den Autolärm zu mir hinüber.  Aktuell läuft der Verkehr flüssig hier im Grauholz, Dass ist aber nicht immer so: Zu Stosszeiten kommt es hier regelmässig zu Stau. Deswegen soll der Abschnitt ausgebaut werden, von sechs auf acht Spuren. Dass der Ausbau den Stau reduziert, bezweifelt Tanja Miljanović: «Die Wissenschaft zeigt uns ganz klar: Ein Ausbau bringt keine effizientere Mobilität mit sich. Wir verlochen hier Geld in ein Projekt, das nicht hält, was es verspricht.»

Soll von sechs auf acht Spuren ausgebaut werden: Der Autobahnabschnitt Bern Wankdorf – Schönbühl. (Foto: VCS)

Ganz anders sieht das Lars Guggisberg, Berner SVP-Nationalrat. Das Autobahnsystem der Schweiz wurde in den sechziger Jahren geplant. Da die Bevölkerung gewachsen sei, brauche es auch mehr Autoinfrastruktur, so Guggisberg: «Wir haben zehntausende Staustunden auf diesem Abschnitt. Es braucht diesen Ausbau, damit der Verkehr auf der Autobahn wieder fliessen kann.» Wenn die Autos auf den Autobahnen kanalisiert werden, dann sei das für alle gut, betont Lars Guggisberg. Mehr Autos auf der Autobahn, dass heisse weniger Autos in den Quartieren. Lars Guggisberg vergleicht den Verkehr mit einer Wassermasse, die es zu kontrollieren gilt: Der Verkehr muss fliessen, wenn es staut, quilt es irgendwo sonst über. Diesem Bild widerspricht Tanja Miljanović. Der Verkehr sei keine unveränderbare Wassermasse, sondern viel eher ein komplexer Körper: Wenn man nur die Hauptschlagadern erweitere, sprich die Autobahnen, dann drohe ein Herzinfarkt.

Befürworter:innen und Gegner verwenden nicht nur verschiedene Metaphern für den Verkehr, sondern schätzen auch die Auswirkung des Ausbaus unterschiedlich ein. Befürworter:innen argumentieren, der Ausbau sei gut für den öffentlichen Verkehr und für das Klima. «Trams und Buse fahren auf Kantons- und Gemeindestrassen. Wenn es da weniger Autos hat, weil diese auf den Autobahnen kanalisiert werden, ist das gut für alle», so Lars Guggisberg. Gegner:innen vertreten die gegenteilige Position: Ein Autobahnausbau mitten in der Klimakrise, dass sei unzeitgemäss, sowohl für den ÖV, die Umwelt und auch die anwohnenden Gemeinden. «Der Ausbau bringt mehr Autos auf die Strasse. Dieses Geld fehlt im ÖV», so Tanja Miljanović.

Hinzu kommt der Verlust von Kulturland: 400 000 m2 Land wird durch den Autobahnausbau verbaut – das entspricht einer Fläche von 56 Fussballfelder. Für SVP-Nationalrat Lars Guggisberg ein hinnehmbarer Verlust. Zudem würden diese Flächen kompensiert werden. 17 Hektaren Boden gehen im Kanton Bern verloren – der Kanton Bern, der den Autobahnausbau befürwortet, liess bereits verlauten, dass es mit dieser Kompensation im Grauholz schwierig werde. Dafür fehle  schlicht der Platz.

Für Lars Guggisberg ist der Autobahnausbau ein Gewinn für alle: für die Autofahrenden, für die anliegenden Gemeinden, für den ÖV, und gar für das Klima. «Zwei der geplanten Projekten befinden sich im Kanton Bern. Es ist sehr wichtig, dass wir diesen Engpass beheben, damit wir weniger Staustunden haben», so Guggisberg.  Ganz anders sieht es Tanja Miljanović: Für sie trägt diese Vorlage aus der Feder von Albert Rösti populistische Züge: «Wir befinden uns inmitten einer Klimakrise. Das sind komplexe Probleme, die differenzierte Lösungen verlangen. Diese einfachen populistischen Lösungen erinnern mich an Brot und Spiele für das Volk aus dem römischen Reich», so Miljanović.

Ist der Autobahnausbau ein nötiger Schritt, um den Verkehr in Zaun zu halten, oder der Todesstoss für die nachhaltige Mobilität der Zukunft? Darüber entscheidet die Stimmbevölkerung am 24. November.