Vor zwei Monaten wählte Sri Lanka einen neuen Präsidenten. Anura Kumara Dissanayake, nach eigenen Angaben Marxist, entliess nach der Wahl das gesamte Parlament und ordnete neue Parlamentswahlen an. Das Recht, als Präsident eines Landes, das Parlament abzusetzen, kennen auch einige andere Länder.
Beispielsweise im Senegal tat dies der frischgewählte Präsident dieses Jahr ebenso, die Parlamentswahlen fanden dort am vergangenen Sonntag statt. Zwischen Senegal und Sri Lanka gibt es einige Parallelen: Beide neuen Präsidenten sind Hoffnungsträger der jüngeren Generationen. Während des Wahlkampfes versprachen Beide, gegen Korruption zu kämpfen und die alten Eliten aus dem Weg zu räumen, um die Wirtschaftskrise zu bekämpfen. Vom Recht des Präsidenten Gebrauch zu machen, das Parlament abzusetzen, ist in dem Zusammenhang ein logischer Schritt.
In Sri Lanka konnte Dissanayake bei den Parlamentswahlen vom Donnerstag zwei Drittel der Parlamentssitze für seine Parteienallianz National People’s Power Party kurz NPP gewinnen. Der Inselstaat hatte vor zwei Jahren Staatsbankrott erlitten und die Kriegsverbrechen des Bürgerkriegs sind noch nicht aufgearbeitet worden. Was bedeutet die Wahl für das Land?
Sowmya Maheswaran ist Polit-Anthropologin und beschäftigt sich mit Gewaltkontexten im Krieg und Nachkrieg, mit regionalem Schwerpunkt Sri Lanka. Im Interview spricht sie darüber, ob Sri Lanka vom neuen Staat mehr soziale Gerechtigkeit erwarten darf.