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1. September 2025
Grossrat: Sollen Kinder kostenlos Zug fahren?
Wikimedia Commons
Foto: Wikimedia Commons Ein Vorstoss fordert Pilotversuche mit kostenlosem ÖV.

Kinder und Jugendliche sollen im Kanton Bern die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen dürfen, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen. Dieses Anliegen trieb den SP-Grossrat David Stampfli bereits letztes Jahr um.

Dass mehr Kinder und Jugendliche den ÖV nutzen können sei ihm unter anderem aus ökologischen Gründen ein Anliegen, sagt Stampfli. Aber es gebe auch eine soziale Komponente: «Der ÖV in der Schweiz ist sehr gut ausgebaut, auch im Kanton Bern, aber er ist teuer. Das heisst, gerade für Kinder und Jugendliche – und damit auch für Familien – schwer erschwinglich.»

Seinen Vorschlag, für Kinder und Jugendliche soll der ÖV auf dem gesamten Kantonsgebiet kostenfrei nutzbar sein, lehnte die Ratsmehrheit letzten Winter ab. Ein Argument lautete damals, es sei gar nicht klar, ob eine solche Massnahme überhaupt die gewünschte Wirkung erzielen würde.

«Der ÖV im Kanton Bern ist gut ausgebaut, aber er ist teuer.»
David Stampfli Grossrat SP

In seinem aktuellen Vorstoss, der diese Woche im Rahmen der Herbstession des Grossen Rates besprochen wird, geht Stamfpli deshalb einen Schritt zurück. «Dann machen wir zuerst ein Pilotprojekt in den Gemeinden, die das machen möchten, und testen das.» Dabei sollten idealerweise kleinere Gemeinden in Bergregionen als auch grössere Gemeinden und Städte mitmachen, damit möglichst breite Ergebnisse vorliegen, aus denen man dann die richtigen Schlüsse ziehen könne.

Obwohl der letzte Vorstoss zum Thema abgelehnt wurde, ist Stampfli zuversichtlich, was diese Motion angeht. Hoffnung schöpft er aus der Tatsache, dass die Motion mit Simon Buri und Peter Flück durch Vertreter der GLP und der FDP mitgetragen wird. Die Kantonsregierung empfiehlt den Vorstoss dagegen zur Ablehnung. Der Regierungsrat weist in seiner Antwort darauf hin, dass die Massnahme den Finanzhaushalt des Kantons zusätzlich belasten würde.

Ausserdem findet der Regierungsrat, dass gute Lösungen in einzelnen Gemeinden bereits bestehen. So profitieren einzelne Bevölkerungsgruppen an manchen Orten von Gutscheinen oder einem Abonnement, das durch die Schule oder die Gemeinde organisiert wird. Der Kanton sei zudem bereit, Gemeinden bei der Umsetzung von Vergünstigungen des ÖV beratend zu unterstützen, so der Regierungsrat.

«Man kann sich nicht nur die Ziele setzen, man muss auch die nötigen Massnahmen ergreifen»
David Stampfli Grossrat SP

Für David Stampfli ist das eine zu passive Haltung. Die Initiative müsse vom Kanton kommen, findet er. Er verweist auf die ÖV-Offensive, die der Grosse Rat im Frühling 2022 beschlossen hat. «Wenn man A sagt, dann muss man auch B sagen. Man kann sich nicht nur die Ziele setzen, man muss auch die nötigen Massnahmen ergreifen.» Anhand der Vorstossantwort sieht Stamplfi dazu keinen grossen Willen beim Regierungsrat.

In der Grossratsdebatte wird also wohl auch darum gestritten, ob die geforderten Pilotversuche ein geeignetes Mittel sind, um die ÖV-Offensive voranzutreiben. Dabei dürften auch eine Rolle spielen, dass der Anteil des ÖVs am täglichen Verkehr im Kanton Bern relativ gering ist. Gemäss einer Erhebung des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2021, machen die öffentlichen Verkehrsmittel rund einen Viertel aus.

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