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3. Dezember 2025
Wie Insieme sich zu einem Verband für Menschen mit Beeinträchtigung entwickelt hat
Insieme
Foto: Insieme Peral Lüthy ist eine von sieben Selbstvertreter*innen in der Ausstellung.

Pünktlich zum internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember eröffnet der Verband Insieme im Kornhausforum ihre Jubiläumsausstellung. Die Ausstellung mit dem Titel «Und warum müssen wir uns ändern?» widmet sich der 65-jährigen Geschichte des Verbands. Ausserdem kommen darin sieben Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung kommen darin als sogenannte Selbstvertreter*innen zu Wort. In je einem der sieben Themenbereiche Arbeit, Ausbildung, Wohnen, Gesundheit und Liebe äussert sich je ein*e Selbstvertreter*in zum jeweiligen Thema.

Pearl Lüthy ist eine dieser sieben Stimmen. Sie spricht über das Thema Ausbildung. Die 22-jährige studiert am Teachers College des Lehrerseminars Unterstrass Edu um Klassenassistentin zu werden. «Ich absolviere diese Ausbildung nun bereits seit zwei Jahren», erzählt Lüthy in der Ausstellung.

Die Selbstvetreter*innen würden nicht nur sich selbst vertreten, betont der Ausstellungskurator Matthias Sohr, sondern vor allem ihre Belange und Bedürfnisse. «Sich selbst vertretende Personen hat es immer gegeben, nur hat man ihnen nicht das Wort gegeben und ihnen auch nicht den Raum gegeben, mal etwas länger zu brauchen, als die Mehrheitsbevölkerung, um ihre Gedanken zu formulieren», ergänzt Sohr.

Die Magazintitel waren programmatisch

Neben den Aussagen der Selbstvertreter*innen arbeitet die Ausstellung hauptsächlich mit dem Archiv des Verbandsmagazins von insieme. Matthias Sohr hat sich die alten Bestände durchgeschaut und konnte dadurch nachvollziehen, wie sich der Verband entwickelt hat: «In der Ausstellung zeichnen wir die Entwicklung eines Verbands für Eltern mit kognitiven Beeinträchtigungen nach, hin zu einem Verband von Menschen die selbst betroffen sind und für sich selbst sprechen»,

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im jeweiligen Titel des Magazins. Zu Beginn hiess es in der Deutschschweiz noch «Helfendes Licht» in der Westschweiz «Le Voix». Im helfenden Licht sei vor allem die Perspektive der Eltern und Institutionen präsent gewesen. Viele Texte stammten etwa von Heimleitern, nicht selten mit einem christlichen Hintergrund.

Ende der 1970er-Jahre nannte sich das Magazin dann «Appell». Passend dazu standen seither Forderungen mehr im Zentrum. Auch der Stil der Texte habe sich verändert, beobachtet Matthias Sohr: An die Stelle der Abhandlungen von Heimleitern traten Reportagen. Seit sich der Verband Schweizweit den Namen insieme gibt, heisst auch das Magazin so. Auch dieser Name ist programmatisch: Insieme ist italienisch und bedeutet «zusammen».

Eine weitere Entwicklung hat Ausstellungsmacher Sohr für die neue Ausgabe angeregt: Erstmals erscheint eine ganze Ausgabe des Magazins in leichter Sprache. In dieser niederschwelligen Ausdrucksweise sind im Magazin die Inhalte der Ausstellung aufbereitet. Das Magazin liegt in der Ausstellung auf und wurde, wie alle anderen Ausgaben, an die Mitglieder nach Hause verschickt. Somit habe das Magazin in leichter Sprache einen Nutzen über die Ausstellung hinaus, sagt Sohr: «Es ist nicht nur ein Tool, um die Ausstellung in leichter Sprache erkunden zu können, sondern auch, um von zu Hause aus daran Teil zu haben.»

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