Ein Chatbot ersetzt den Psychiater: Dieses Schreckensszenario wird am Wochenende im Schlachthaus Theater durchgespielt.
Ob er selbst schon Chatbots zu Themen seiner psychischen Gesundheit befragt habe? Manuel Hendry, Autor und Regisseur des Stücks, winkt ab. "Wissen über mich und meine Innenwelt ist bei anderen Menschen besser aufgehoben als bei Chatbots", so Hendry. Ihn besorgt es, dass wir den Chatbots immer mehr Menschlichkeit zuschreiben. "Und diese Zuschreibung von Menschlichkeit macht uns sehr verletzlich", so Hendry. Mit dieser Nähe will sich das Stück kritisch auseinandersetzen.
Das Stück Friendly Fire at the Shrink handelt von einer Chatbot-Therapiesoftware der imaginären Firma Mindfix. Mindfix ist eine Effizienzbestie: Binnen acht Minuten heilt sie eine Depression, zwanzigmal schneller als Psychotherapie.
Ab Donnerstag darf das Publikum im Schlachthaus die Software testen. Inszeniert wird die Satire als Eins-zu-Eins-Performance. Die Besucher:innen sitzen nicht im Publikum, sondern sind allein mit dem Chatbot. "Wenn wir diese therapeutische Situation herbeiführen, dann ist diese Art der Performance der angemessene Rahmen", so Hendry.
Viel Kritik liegt bereits im Titel der Performance. Ein 'Friendly Fire' ist ein Beschuss aus eigenen Reihen und ein 'Shrink' ist ein Psychiater: Die Psychiatrie, die mit den eigenen Waffen auf die Patient:innen zurückschlägt. "Wir wollen zeigen, was passiert, wenn wir diese Systeme zu sehr mit unseren persönlichen Erlebnissen füttern", erläutert Hendry.
Friendly Fire at the Shrink wird ab Donnerstag im Schlachthaus Theater aufgeführt. Besucher:innen buchen einen Zeitslot von je 30 Minuten.