RaBe-Info
Von
Simone Keller
am 7. Januar 2025
Orthodoxe Weihnachten: Wie feiern Palästinenser*innen in Gaza?
Videostill aus der orthodoxen Weihnachtsfeier in der St. Porphyrios Kirche in Gaza Stadt (Foto: Facebook Saint Porphyrios Orthodox Church - Gaza)
Foto: Videostill aus der orthodoxen Weihnachtsfeier in der St. Porphyrios Kirche in Gaza Stadt (Foto: Facebook Saint Porphyrios Orthodox Church - Gaza)

Heute feiern Christ*innen der östlichen Kirchen Weihnachten. Auch in Gaza Stand fand heute Morgen die christlich orthodoxe Gemeinschaft der St. Porphyrios Kirche zusammen. Jonathan L. Krohn hat in Zusammenarbeit mit Radio Alhara und dem Wonder Cabinet in Bethlehem eine Live-Übertragung der Weihnachtsfeier in Gaza produziert. Der Autor und Filmemacher hat enge Kontakte in die christliche Gemeinschaft in Gaza und Bethlehem. Diese setzt sich aus etwa tausend palästinensischen Christ*innen zusammen, die fast ausschliesslich in Gaza Stadt leben. 

In den vergangenen Monaten suchten viele Menschen aufgrund der anhaltenden israelischen Bombardements auf palästinensische Zivilist*innen und zivile Infrastruktur in Gaza Schutz in der St. Porphyrios Kirche. So wurde sie nicht nur für einige christliche, sondern auch für Menschen anderer Konfessionen und Ethnien zu einem Überlebensort.

Die griechisch-orthodoxe Kirche ist eine der ältesten weltweit. Sie wird ins 12. Jahrhundert datiert und gehört zum griechisch orthodoxen Patriarchat in Jerusalem. Teile des Kirchenkomplexes wurden gemäss Medienberichten im November 2023 bei einem israelischen Luftangriff zerstört. Verschont blieb der Altarraum von dem aus auch die Übertragung der orthodoxen Liturgie stattfand.

Weihnachten war für die christliche Gemeinschaft in Gaza schon immer ein gemeinschaftliches Fest, so Khron: «Du bist zu einem Freund nach Hause gegangen und hast ihm Kekse mitgebracht, du hast geredet, und dann kamen sie später zu dir nach Hause. Wie Weihnachtskarten, aber in Person.»

«Es ist wie Weihnachtskarten, aber in Person.»
Jonathan L. Krohn
Autor und Filmemacher

Doch auch in diesem Jahr steht die Feier der Geburt Jesu unter keinem guten Stern.  Die christliche Gemeinschaft sei bereits klein gewesen erklärt Krohn besorgt und fügt an: «Hunderte, sogar tausende Menschen sind tot. Das sind 10 % einer gesamten ethnischen Bevölkerung, die für immer verschwunden ist. Das ist eine ethnische Säuberung. Die Menschen werden vertrieben und es ist unmöglich geworden zu leben.» Zu diesem Schluss kommt auch ein im November 2024 erschienener, ausführlicher Bericht von Amnesty International, der Israels Vorgehen in Gaza gegen die palästinensischen Zivilist*innen als Völkermord einordnet.

«Die Menschen werden vertrieben und es ist unmöglich geworden zu leben.»
Jonathan L. Krohn
Autor und Filmemacher

Das Fortführen der Traditionen sei ein Mittel um Hoffnung zu finden. In diesem Falle im christlichen Kontext. Die Existenz sakraler Orte und das Erhalten von Ritualen, wie sie an Weihnachten gepflegt werden, manifestierten auch einen Akt des Widerstands, so der Autor und Filmemacher.

Jonathan L. Krohn glaubt, dass Musik und sakrale Räume Grundbausteine des Lebens bilden: «Das sind die Dinge, an denen sich die Menschen festhalten können und die es dem Leben ermöglichen, sich selbst zu erhalten.» Mit der Übertragung möchte er die Lebensweisen und die Hoffnung der Menschen in Gaza, insbesondere der christlichen Gemeinschaft, hervorheben. Dies könnte es auch anderen Menschen ermöglichen Widerstand zu leisten, um weiterzuleben. 

«Das sind die Dinge, an denen sich die Menschen festhalten können und die es dem Leben ermöglichen, sich selbst zu erhalten.»
Jonathan L. Krohn
Autor und Filmemacher
Übertragung «Christmas in Gaza»

Die christlich orthodoxe Liturgie kann als Videoaufnahme auf der Facebook Seite der Gemeinschaft der St. Porphyrios Kirche nachgeschaut werden.

Die Live-Übertragung «Christmas in Gaza» aus der St. Porphyrios Kirche über den Sender Radio Alhara beinhaltet Gespräche zwischen Jonathan L. Krohn und Vertreter*innen der christlichen Gemeinschaft in Gaza über die Weihnachtstraditionen und ihre Bedeutung sowie Informationen zur christlich orthodoxe Liturgie. Die Sendung kann im Archiv von Radio Alhara nachgehört werden.

Radio Alhara ist ein palästinensischer Online-Radiosender, der seit seiner Gründung im März 2020 von Bethlehem aus sendet und international mit Kunstschaffenden, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen zusammenarbeitet.

Das Wonder Cabinet ist ein Raum für Kunstproduktion und kulturelle Entwicklung in Bethlehem, Palästina.

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