Dieses Wochenende wird der Duft von Spraydosen die Luft in der Grossen Halle der Reitschule erfüllen. Das Schwarm-Festival lädt von Freitag bis Sonntag zum Urban Arts Gathering.
Die Idee hinter dem Schwarm ist es, ein lebendiges Archiv der Berner Graffiti-Kulturzu bilden. Ausserdem soll das Festival ein Treffpunkt sein, der zur Vernetzung dient. Bereits vor elf Jahren hat es in der grossen Halle ein solches Treffen gegeben.
Seither habe sich viel verändert, sagt Thomas von der Festival-Organisation. Weil Graffiti als Kunstform immer noch kriminalisiert wird, will Thomas seinen Vollständigen Namen nicht im Radio hören. «Im Festival werden wir die zwei ersten Generationen dokumentieren, also jene, die von 1985 bis 1995 aktiv waren», erzählt Thomas. Seither habe es Generationen gegeben, um die es in der Zwischenzeit ruhiger geworden ist und solche, die ständig aktiv geblieben seien. Die Graffiti-Kultur habe sich in dieser Zeit auch stilmässig ständig weiterentwickelt, sagt Thomas.
Doch was genau ist unter dem Begriff der Graffiti-Kultur alles zu verstehen? «Wir sprechen hier von Lettering und Style-Writing – es geht darum, dass du die Buchstaben wählst, die dich am besten ausdrücken», erklärt Thomas. Daraus entstehe ein Alter Ego: «In der Abstraktion der Buchstabenkombination findet die Persönlichkeit ihren Ausdruck.»
Oberhalb des Untergrunds wird die Gaffiti-Kultur auch Jahrzente nach ihrem Auftauchen nicht stark wahrgenommen. Das habe mit der staatlichen Repression gegen diese Ausdrucksform zu tun, meint Thomas: «In den Neunzigerjahren wurde an einigen von uns ein Exempel statuiert.» Diese seien ihre Bussen von über einer Million Franken imer noch am abzahlen. Die Grafitti-Kultur spielt in die Eigentumsdebatte hinein, ist Thomas überzeugt. «Graffiti ist ein Akt der Aneignung nicht des Fragens», erklärt er.
Weil Graffiti-Kultur dermassen kriminalisiert wird, wurde ausserdem vieles nicht für die Allgemeinheit dokumentiert, sondern nur für das private Archiv. «Jetzt sind wir aber an einem Punkt, an dem viele Werke verjährt sind und vieles wieder an die Oberfläche gelangen darf», sagt Thomas. Somit sei der Zeitpunkt gekommen, um aufzuzeigen, dass die Graffiti-Kultur eine Bereicherung ist.