«Nirgendwo ist es für Journalist*innen so gefährlich wie in Gaza», sagt Beat Gerber, der Mediensprecher von Amnesty International Schweiz. Gemäss Expert*innen und Organisationen werden palästinensische Medienschaffende israelischen Streitkräften gezielt ins Visier genommen. Jüngstes Beispiel: Am Montag starben bei einem israelischen Luftangriff auf ein Zelt im südlichen Teil Gazas zwei Journalisten, Ahmad Mansour und Helmi al-Faqawi.
Die Journalist*innen in Gaza arbeiten und gefährlichen Bedingungen sagt der Reporter in Gaza, Hamza Hammad: «Es fehlte an allem, an Equipment, an Strom und an Wasser. Auch internationale Journalisten ist die Einreise nach Gaza verboten. In vielen Bezirken gibt es nicht einmal ein funktionierendes Netzwerk, um an die Nachrichten zu gelangen.»
Die Nichtregierungsorganisation Committee to Protect Journalists (CPJ) geht davon aus, dass seit dem Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 über 170 Medienschaffende in Gaza getötet wurden. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) geht sogar von fast 200 getöteten Journalist*innen aus.
Journalist*innen zeigen, was vor Ort vor sich geht. Dies sei ein Grund für die Tötung von Medienschaffenden durch Konfliktparteien, erklärt Valentin Rubin. Diese wollen verhindern, dass mögliche Verbrechen nicht ans Licht kämen. Denn: «Journalist*innen spielen eine entscheidende Rolle bei der Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen», so Beat Gerber.
RSF hat über 40 Fälle von gezielten Tötungen durch israelische Streikräfte dokumentiert. Die gezielten Tötungen konnten durch lokale Kontakte, über soziale Medien und Videos aus Gaza identifiziert werden. Medienschaffenden seien als Journalist*innen gekennzeichnet gewesen, so Valentin Rubin. Ein Kennzeichen sei beispielsweise die Presseweste.
«Die Tötung von Journalist*innen ist die ultimative Zensur. Ein gezielter Angriff oder eine gezielte Tötung stellet ein Kriegsverbrechen dar», hält Valentin Rubin von Reporter ohne Grenzen (RSF) fest.
Die Israelische Regierung und Militär legitimieren solche gezielten Angriffe, indem sie palästinensische Journalist*innen als mutmassliche «Terroristen» bezeichnen. Das war beispielsweise auch bei der Tötung des Al Jazeera Reporters Hossam Shabat der Fall. Valentin Rubin kritisiert dieses Vorgehen. Oft bringe die Israelische Armee dieses Narrativ ins Spiel nachdem an Licht komme, dass Journalist*innen getötet worden seien.
«Die Angriffe auf Medienschaffende und ihre Angehörigen geschehen in völliger Straflosigkeit. Bis heute ist niemand in Israel für ihren Tod zur Verantwortung gezogen worden», kritisiert Gerber. RSF hat seit Oktober 2023 vier Klagen beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eingereicht. Das Büro des Staatsanwalts Karim Khan vom IStGH, teilte mit, dass Verbrechen gegen Journalist*innen in seine Ermittlungen gegen Israel einbezogen werden würden.
Hamza Hammad fordert das Mindeste: den Schutz von palästinensichen Zivilist*innen und Medienschaffenden: «Die Journalisten in Gaza fordern einmal mehr Schutz von der internationalen Gemeinschaft, Israel muss zur Rechenschaft gezogen werden. Palästinensische Journalisten müssten in ihren Forderungen und beim Stopp dieses Völkermordes unterstützt werden.»
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