RaBe-Info
Von
Noah Pilloud
am
25. April 2025
«Immortals»: Weiterleben, wenn die Revolution gescheitert ist
Der Film «Immortals» begleitet Milo (rechts) durch ihr Leben nach den Protesten. (Filmstill: zvg)

Im Oktober 2019 erlebte der Irak die grössten Proteste seit dem Sturz von Saddam Hussein. Die mehrheitlich jungen Protestierenden demonstrierten gegen die Korruption, die Arbeitslosigkeit und das sektiererische System der Politik. Dieses hatten die USA nach ihrer Invasion 2003 im Land eingeführt. Die säkular ausgerichtete Protestbewegung wollte konfessionelle, ethnische und Geschlechtergrenzen überwinden. Die irakischen Sicherheitsbehörden reagierten mit brutaler Gewalt.

«Eine Fliege an der Wand zu sein, ist im Irak schwierig»
Maja Tschumi Regisseurin

Die Zürcher Regisseurin Maja Tschumi begleitet in ihrem Film «Immortals» zwei junge Erwachsene in ihrem Leben nach den Protesten. Zum einen ist das Milo, eine junge Frau, die sich als Mann ausgibt, um sich freier zu bewegen. Zum anderen ist das Khalili, ein junger Filmemacher, der die Proteste mit seiner Kamera festgehalten hat, aber auch traumatisiert ist von den Erlebnissen. «Ursprünglich wollte ich den Film mit einem irakischen Aktivisten machen, den ich in Berlin kennen gelernt hatte», erzählt die Regisseurin. Aus Sicherheitsgründen und aus persönlichen Gründen habe sich dieser Aktivist dann aber zurückziehen müssen.

Auf ihren Recherchereisen vernetzte sich Maja Tschumi dann mit weiteren Aktivist*innen. Einer davon war Khalili. «Khalili stand für mich stellvertretend für diese Generation, die nach der US-Besatzung 2003 aufgewachsen ist», sagt Tschumi. In den Gesprächen betonten die Aktivist*innen immer, dass die starke Präsenz der Frauen bei diesen Protesten etwas Neues sei. «Deshalb wollte ich auch die Geschichte einer Frau erzählen», fährt die Regisseurin fort. Die Wahl fiel schliesslich auf Milo, die sofort völlig begeistern vom Projekt gewesen sei.

«Mich beeindrucken diese jungen Menschen beeindruckt, weil sie so mutig sind.»
Maja Tschumi Regisseurin

Gleich zu Beginn wird im Film klar gemacht, dass manche Szenen aus Sicherheits- oder Zensurgründen nachgespielt wurden. «Eine Fliege an der Wand zu sein, ist im Irak schwierig, weil es eine de facto Zenszur gibt», erklärt Maja Tschumi. Im Umgang mit diesen Schwierigkeiten habe sie sich von iranischen Filmen inspirieren lassen: «Auch dert werden fiktionale und dokumentarische Elemente vermischt, zugunsten einer Geschichte, die sonst nicht erzählbar wäre.»

Diesen Geschichten lösen teilweise eine grosse Schwermut aus. Das Lebensgefühl, das die Hauptpersonen durch den Alltag begleitet ist geprägt von einer enormen Unsicherheit und traumatischen Erlebnissen. An einem Punkt im Film sagt Milo: «Das ist der Irak jeden Tag: du weisst nicht, ob du leben oder sterben wirst.» Gleichzeitig ist da immer diese Kraft und das Streben danach, nach den eigenen Vorstellungen leben zu können. Das, so beschreibt es Maja Tschumi, mache für sie die Faszination für ihre Protagonist*innen aus: «In erster Linie haben mich diese jungen Menschen beeindruckt, weil sie so mutig sind.» Als die Regisseurin auf ihren Recherchereisen die Aktivist*innen danach befragte, was sie aus den Protesten gelernt hätten, sagten ihre Gesprächspartner*innen oft, sie hätten gelernt Nein zu sagen.

«Immortals» im Kino

Der Film «Immortals» läuft seit Donnerstag 24. April im Kino Rex in Bern. Details zu den Spielzeiten und Reservationsmöglichkeiten gibt es hier.

Mehr Informationen zum Film gibt es auf dieser Website.

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