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10. Oktober 2025
«LOVE**WORK» - Liebe und Arbeit auf der Bühne verhandelt
Auf der Bühne stapeln sich Kartonkisten. Das Stück «LOVE**WORK» wird im Tojo Theater gezeigt. (Foto: Hans Schürmann)

Care-Arbeit, Familie, Liebesbeziehungen, Freundinnenschaften – wie stehen diese Dinge zur Arbeit, zu Zeit, und was haben Klassismus und Körper damit zu tun? Die Künstler*innen Illja Komarov und Trixa Arnold beschäftigen sich in ihrem Stück «LOVE**WORK» mit genau diesen Fragen. Das Projekt ist Teil eines mehrjährigen performativen Vorhabens von Arnold & Komarov Wandertheater. Im Zentrum steht das Verhältnis zwischen Liebesleben und Arbeitswelt.

Ein Grund für den thematischen Fokus ist ein persönlicher: Trixa Arnold und Ilja Komarov sind seit 34 Jahren ein Paar – und arbeiten ebenso lange zusammen. «Diese beiden Welten greifen extrem ineinander», sagt Arnold. Ein weiterer Grund ist ihr anhaltendes Interesse an gesellschaftlichen Arbeitsverhältnissen. Bereits vor einigen Jahren brachten Trixa Arnold und Illja Komarov Karl Marx’ «Das Kapital» als Musical auf die Bühne.

«Ich empfinde es so, dass seit den 1980er Jahren der Druck in der Arbeitswelt viel grösser geworden ist. Und dieser Druck wirkt sich auch auf das Privatleben aus», findet Arnold. Bereits ein Jahr vor der Produktion begannen die Künstler*innen mit der Recherche. Sie sprachen mit Expert*innen und führten Workshops in Städten wie Zürich, Manchester, Rotterdam und Islamabad durch. Dort diskutierten sie mit Teilnehmenden verschiedene Perspektiven auf Arbeit und Liebe.

«Ich empfinde es so, dass seit den 1980er Jahren der Druck in der Arbeitswelt viel grösser geworden ist. Und dieser Druck wirkt sich auch auf das Privatleben aus.»
Trixa Arnold Künstlerin

In einem Workshop wurde zum Beispiel über die Bedingungen in der 24-Stunden-Pflege gesprochen – und darüber, wie sich diese auf die Familien polnischer Arbeiterinnen auswirken. In Pakistan führten ihre lokalen Partner*innen Workshops mit Menschen durch, die als Arbeitsmigrant*innen in der Golfregion tätig sind – oft über Jahrzehnte. «Das waren spannende Gespräche mit Leuten, die unter Bedingungen arbeiten, über die hier kaum jemand spricht», so Arnold.

Auch die eigene Herkunft prägt den Zugang zum Thema: Ich bin selber die Tochter eines Arbeiters und einer Hausfrau. In England ist das Thema Klassismus einfach viel grösser», erzählt Arnold. «In unseren Workshops gab es viele, die über ihre überarbeiteten Eltern gesprochen haben.»

Für Arnold und Komarov geht es nicht um Einzelschicksale – sondern um gemeinsame Erfahrungen. Der Text sei «eine Biografie von Vielen», erklären sie. «Wir sammeln zwar individuelle Erzählungen, aber uns interessieren die verbindenden Geschichten. Diese Texte stehen nicht im luftleeren Raum – sie treten in Beziehung zueinander», betont Trixa Arnold und beschreibt ihre Rolle dabei so: «Meine Aufgabe war, diese Beziehungen wahrzunehmen und ihnen Ausdruck zu geben. Unsere Arbeit soll ein bisschen Widerstand leisten gegen diese totale Individualisierung.» Denn: Liebe und Arbeit seien Bereiche, die uns alle betreffen – auf unterschiedliche Weise, aber oft gleichzeitig.

«Wir geben keine Ratschläge.»
Ilja Komarov Künstler

Ein Gegenentwurf zu bestehenden Verhältnissen will das Stück nicht sein. Es ist eher eine Zustandsbeschreibung. «Wir geben keine Ratschläge», sagt Ilja Komarov und erklärt, der Abend solle runterfahren und nachdenklich machen. Das sei der erste Schritt, um im Leben etwas zu verändern – und überhaupt erst auf Verhältnisse zu schauen.

Wo zu sehen?

Das Stück «LOVE**WORK» ist noch am Freitag, den 10. Oktober und am Samstag, den 11. Oktober 2025 im Tojo Theater um jeweils 20.30 Uhr zu sehen.

Das Stück kann mit Kopfhörern in Englischer Sprache verfolgt werden.

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