RaBe-Info
Von
Simone Keller
am
15. April 2025
«Wir wollen, dass Gerechtigkeit vor Frieden geht.»
Rabab Baldo setzt sich seit Jahren für Frieden und Gerechtigkeit im Sudan ein. Jüngst erhielt sie dafür den Preis der Somazzi Stiftung. (Foto: Raphael Hünerfauth)

Bei der Revolution 2018/19 waren Frauen die treibende Kraft bei den Demonstrationen, die zum Sturz des damaligen Machthabers Omar al-Bashir führten. Im jüngsten Konflikt zwischen den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und der sudanesischen Armee (SAF) leisten Frauen aktiv humanitäre Hilfe. Sie setzen sich für einen lokalen Waffenstillstand und für Friedenskonsolidierungen ein. Frauen nutzen ihre sozialen Verbindungen zu Ehemännern, Brüdern, Söhnen und Vätern, um diese vor Rekrutierungen von einer der Konfliktparteien abzuhalten. «Wir haben eine starke Frauenbewegung, die eine gemeinsame Vision und ein gemeinsames Ziel verfolgt. Aber der ständige Konflikt hat Auswirkungen auf die Frauenbewegung», sagt Rabab Baldo.

«Wir haben eine starke Frauenbewegung, die eine gemeinsame Vision und ein gemeinsames Ziel verfolgt. Aber der ständige Konflikt hat Auswirkungen auf die Frauenbewegung»
Rabab Baldo Friedensaktivistin und Somazzi-Preisträgerin

Baldo ist eine der prominentesten Stimmen für Frieden und Gerechtigkeit im Sudan. Die Friedens- und Genderaktivistin und Mediatorin verfügt über jahrzehntelange Erfahrung und nimmt an internationalen Friedensgesprächen teil. Vor gut zwei Wochen wurde sie in Bern von der Somazzi Stiftung zur diesjährigen Preisträgerin ernannt. Frauen sollten in Sudan in den hohen Ämter der Regierung sitzen, findet Rabab Baldo, denn «die Frauen sind es, die das Land und die Familien retten und die Nachbarn beschützen. Sie sollten in hohen Positionen sein, um dieses Chaos, das die Männer anrichten, zu beenden.»

Am 15. April 2025 jährte sich der Beginn des Konfliktes zwischen den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und der sudanesischen Armee (SAF) zum zweiten Mal. Im Verlaufe dieses Krieges wurden zehntausende Menschen getötet. Gemäss Zahlen der Vereinten Nationen und humanitären Organisationen befinden sich bei einer Bevölkerung von 50 Millionen Menschen rund 12,5 Millionen auf der Flucht. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist auf dringende humanitäre Hilfe angewiesen.

«Im Sudan haben wir das Problem, dass all diese Anführer massive Verbrechen begehen, und dann unter irgendeinem politischen Druck oder Anreiz dazu gebracht werden, den Krieg zu beenden.»
Rabab Baldo Friedensaktivistin und Somazzi-Preisträgerin

Gemäss der Organisation Ärzte ohne Grenzen ist der Sudan derzeit das einzige Land weltweit, in dem an mehreren Orten offiziell eine Hungersnot ausgerufen wurde. Frauen und Kinder sind dabei am gefährdetsten. In einem jüngst veröffentlichten Bericht dokumentiert Amnesty International seit Ausbruch des Krieges im April 2023 weit verbreitete sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen durch die RSF. «Diese Verbrechen stellen Kriegsverbrechen und möglicherweise sogar Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar», so die Menschenrechtsorganisation. Rabab Baldo erklärt: «Im Sudan haben wir das Problem, dass all diese Anführer massive Verbrechen begehen, und dann unter irgendeinem politischen Druck oder Anreiz dazu gebracht werden, den Krieg zu beenden.» Diese mal müsse das anders gehen, findet Rabab Baldo: «Wir wollen, dass Gerechtigkeit vor Frieden geht.»

Globale Verwicklung

Dieser Krieg ist global verwoben. Schon lange ist im Sudan ein Machtkampf um die natürlichen Ressourcen in Gange. Beispielsweise stellt der Goldhandel eine wichtige Finanzierungsquelle des Krieges dar. Laut Medienberichten und einer Studie der Nichtregierungsorganisation Swissaid gelangt über die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auch immer wieder Gold aus dem Sudan in die Schweiz. 

Nahezu alle Nachbarländer Sudans werden von verschiedenen bewaffneten Gruppen und Staaten als Nachschubwege für den Waffentransfer in und um den Sudan genutzt. Die VAE wurden unter anderem deshalb von Sudan angeklagt. Dem Staat auf der arabischen Halbinsel wird vorgeworfen, durch umfangreiche finanzielle, politische und militärische Unterstützung der RSF am Völkermord an den Masaliten in West-Darfur beteiligt zu sein. Der Internationale Gerichtshof (IGH) begann am Donnerstag mit der Anhörung der Klage.

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